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Zum ver-Pass-ten Doppelunsinn

 im Artikel „Deutsch auf Abruf“ , SZ vom 17.3.2014

Leserbrief von Ulrich Werner vom 18.3.2014

 

 Herrn Heribert Prantl, Dr.jur.
SZ Redaktion 

                                                                                                                                       München, den 18.3.2014
Zum ver-Pass-ten Doppelunsinn
im Artikel „Deutsch auf Abruf“ , SZ vom 17.3.2014

Sehr geehrter Herr Prantl,

eine geraume Zeit ist vergangen, seit ich Ihnen meinen großen Respekt vor Leistung, scharfem Verstand und Fleiß mitgeteilt habe, wovon nicht nur ich regelmäßig profitiere. Meine Feststellung gilt nach wie vor.

Unsinn wird auch nicht geadelt, wenn er sich in der Sprache verbirgt und in kurzer Zeit als Ergebnis der natürlichen Sprachentwicklung missdeutet wird. Und nun auch noch die Androhung des Verlustes der zweiten Staatsbürgerschaft, womit CDU/CSU eine integrationspolitische Perversion vorbereiten. Die evolutionsbedingte Abneigung gegen das Fremde wird die Gesellschaft noch eine Weile Prägen.

Einfacher wäre es, den Unterschied zwischen den Begriffen doppel und zweit zu beachten. Der zur Zeit wieder diskutierte Doppelpass ist ein Zweitpass. Zu diesem Thema schrieb ich vor ein paar Tagen erneut einen Leserbrief an die Redaktion. Meine Kritik richtete ich auf die unsinnige Verdopplung eines Gegenstandes, der nicht doppelt vorhanden ist, sondern klar erkennbar in einer zweiten Form/Fassung/Ausgestaltung/Bedeutung/Tragweite, mit anderen Worten als ein „Aliud“ existiert. Was soll also bei dem Hochsicherheitsdokument Pass in sicherheitsrelevanter Weise doppelt sein? Weder der Bürger, auf dessen Namen er ausgestellt ist, noch der Staat, für den er gilt, ist verdoppelbar, wie auch die Religion. Der zweitgeborene Sohn ist nie die Verdopplung des Erstgeborenen.

Der amtlich tätige Wörterzähler der Nation, der Duden, unsere selbsternannte Instanz für die deutsche Sprache, ist auch beim Thema Verdoppelung während der Verwertung der üblichen Wörterzählung eingeschlafen, ohne bei der Anwendung  der Vorsilbe „zweit“ die ihr zustehende Bedeutung zu entdecken. Die Integrationspolitiker sollten erst einmal den bedeutungsschweren Gegenstand klar und eindeutig definieren, bevor sie ihn verändern. Noch ist es möglich, den deutschen Sprachschatz vor einem weiteren Schwammdeutschobjekt zu bewahren. Ich hege die stille Hoffnung, sehr geehrter Herr Prantl, dass Sie die unsinnige Verdopplung von Dokument, Staaten und Bürgern wenn nicht aufhalten, dann wenigstens eine Meinungsumkehr anstoßen können. 

In Erwartung weiterer lesenswerten Artikel und mit herzlichen Grüßen

Ihr Ulrich Werner

 



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