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danken - sich bedanken Die beliebte Art sich zu verdanken
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Zusammenfassung
Vorab:
Wer sich bedankt, dankt sich selbst - und merkt nicht, daß er sich verdankt.
Wir können uns verschreiben und versprechen: ein falsches Wort, ein falscher Satz, wir können uns verfahren: statt rechts biegen wir links ab, wir können uns verschätzen: im Wert und in der Erwartung aller Art, und wir können uns verdanken, wenn wir Wörterbüchern vertrauen.
Das bekannteste deutsche Wörterbuch, der Duden, und andere Nachschlagewerke kennen keinen Unterschied zwischen dem Verb
1. danken (wir danken)
und den Wendungen
2. sich bedanken (wir bedanken uns) und
3. jemanden bedanken (wir bedanken euch).
Es ist offensichtlich und wird unverständlicherweise verkannt, daß mit "sich" (uns) und "jemand" (euch) verschiedene Personen den Dank erhalten.
Daß auch mit den Formulierungen 1. und 2. keine unterschiedliche Dankverteilung bezeichnet wird, beweist folgende Gegenüberstellung:
A. Wir danken uns. - B. Wir bedanken uns.
Diese zwei Versionen der Dankbezeugung unterscheiden sich wörtlich nur durch die Vorsilbe "be" in der Version B. Die Vorsilbe "be" bewirkt aber keine Umkehr der Dankesrichtung, sondern bestärkt sie (vergl. die Erläuterungen in 1c.).
Die Floskeln "ich bedanke mich" und "wir bedanken uns" sind bereits derart verbreitet, daß der Widersinn nicht bemerkt oder ignoriert wird. Vergleichsweise würde niemand seine Gäste mit "Ich begrüße mich bei Ihnen" empfangen. Wer sich behandelt (Selbstmedikation), handelt am eigenen Körper. Ein Psychotherapeut nannte diese deutsche Selbstbedankung eine verbale Selbstbefriedigung (Onanie). Analog nannte Gustav Seibt die Einbrüche junger Männer "Onanie, Wichserei", aber auf Kosten Dritter (SZ Wochenende vom 12./13.02.2005). Er bezog sich dabei auf den Film von Hans Weingärtner "Die fetten Jahre sind vorbei". Darin brachen junge Mäner bei Reichen ein, verursachten ein Chaos und ließen Zettel mit der Aufschrift "Die Erziehungsbrechtigten" zurück, also Einbruch ohne Diebstahl. Sie dienten ausschließlich, so Seibt, "der moralischen Wellness junger Männer im politischen Triebstau.
Vom Duden kommt keine Aufklärung. Er beugt sich in bekannter Weise dem Sprachgebrauch, obwohl mehrere grammatikalische, gegen den synonymen Gebrauch der Wendungen "danken, bedanken" und "sich bedanken" auch vom ihm dokumentierte Regeln stehen. So spricht sowohl die Regel für reflexive Verben gegen die Selbstbedankung als auch die für das Präfix "be". Auch ist kein Grund dafür ersichtlich, warum "bedanken" im Wörterbuch nicht unter
1., vom Substantiv "Dank" abgeleitet, und unter
3., vom Verb "danken" abgeleitet, aufgeführt ist (siehe Abs. 3. Der Sprachgebrauch).
In der reflexiven Form ("sich bedanken") gäbe es analog den Wortbildungen "sich bekleiden" und "sich beschmieren" einen Sinn.
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Definitionen
1. bedanken/sich bedanken
Duden "Hauptschwierigkeiten der deutschen Sprache" 1965: Die passivische Form "sei bedankt" gehört zu dem veralteten transitiven Verb "jmdn. bedanken" und ist deshalb sprachlich korrekt. Andere Konjugationsformen dieses transitiven Verbs treten nur noch vereinzelt auf: Er (der Komponist) wurde mit ihnen (seinen Vermittlern) herzlich bedankt. "Das ist einmal ein gutes Wort!" bedankte ihn Fischel (Musil, Mann 1008).
Duden "Deutsches Universalwörterbuch, 1989: 1. (b. + sich) jmdn. für etwas danken, seinen Dank für etwas aussprechen: ich bedankte mich höflich bei ihr für die Einladung; dafür bedanke ich mich (bestens)! (umgangssprachlich ironisch; damit möchte ich nichts zutun haben, das lehne ich ab); bedanke dich bei ihm!) ugs. iron.; in ihm findest du den Schuldigen, er ist der Schuldige, er ist dafür verantwortlich); ich bedanke mich (leicht gespreizt); danke sehr, ich danke ihnen). 2. (südd., österr.) a) jmdn. sich (für etwas) bedanken: seine Hilfsbereitschaft soll bedankt sein.
Wahrig Deutsches Wörterbuch, 1986: analoge Angaben wie im Duden, "Deutsches Universalwörterbuch, 1989)
2. Reflexive Verben (Duden "Grammatik" 1966):
Bei reflexiven Verben "zielt das Geschehen definitionsgemäß nicht auf ein Wesen oder Ding außerhalb des Subjekts, sondern verbleibt im Bereich des Subjekts, was durch das Reflexivpronomen nachdrücklich unterstrichen wird.
Plausibel wäre es, "sich bedanken" unter die "reziprok gebrauchten" Verben einzuordnen (Grammatik 1989).Das sind solche, die ohne Bedeutungsunterschied sowohl reziprok als auch nicht reziprok gebraucht werden; vgl. etwa "sich ähneln/jmdn. ähneln", "sich begrüßen/jmdn. begrüßen". Die Bedeutung dieser Verben wird leichter verstanden, wenn jeweils einander oder gegenseitig eingefügt wird: z.B. sich einander ähneln. Analog sich gegenseitig beschenken.
3. Vorsilbe "be" (Duden, Grammatik 1966):
Das Präfix "be" bezeichnet ursprünglich die Richtung (befallen), dann allgemein die zeitlich begrenzte Einwirkung auf eine Sache oder eine Person (begießen, bekämpfen), die bis zur vollen Bewältigung gehen kann (besiegen, bedecken). Auf diesem Wege entwickelte sich die transitivierende Wirkung des Präfixes, die neben Dingen oft auch Personen zu Objekten macht ((eine Straße) begehen, (einen Witz) belachen).
Das Präfix "be" bildet Verben zu Substantiven, Adjektiven und Verben.
1. Zu Substantiven: be-kleiden, be-flügeln, be-mannen, be-zuschussen, be-streiken. 2. Zu Adjektiven: be-engen, be-reichern, be-täuben, be-kräftigen. 3. Zu Verben: be-bauen, be-lassen, be-heben, be-harken, be-schmieren.
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Der Sprachgebrauch
Es wird kaum mehr gedankt, man "bedankt sich", und das immer bei anderen, ohne bei ihnen zu sein. Die Selbstbedankung der Deutschen ist einmalig auf der Welt. In keiner anderen Sprache wird beim Danken das Gegenteil von dem gesagt/geschrieben, was gemeint ist. Die beliebte Floskel paßt zum Badewannendeutsch mit seinen Schwulst-, Schwamm- und Blasenwörtern. Doch niemand begrüßt sich, wenn Besuch kommt. Kein Arzt behandelt sich (beim Patienten). Niemand beschenkt sich zum Geburtstag des Freundes.
Es wird eingeräumt, daß die sinnwidrige Dankesfloskel ("ich bedanke mich") seit vielen Jahren üblich ist. Sie paßt sehr gut zu dem Bedürfnis, sich geschraubt auszudrücken. Eine Notwendigkeit, die klassischen deutschen Dankesworte "danke", "vielen Dank", "herzlichen Dank", "ich danke ihnen" mit diesen genannten und den sich einander widersprechenden Formulierungen "ich bedanke mich" und "ich bedanke dich" als Synonyme in einen Topf zu werfen, etwa um die Sprache zu bereichern, ist nicht erkennbar. Über eine derart auffällige Inkonsequenz müssen sogar Ausländer, die Deutsch lernen, den Kopf schütteln, wenn sie die absurde Sinnverschmelzung der Verben mit entgegengesetzter Dankesrichtung lernen sollen. Analog bestände kein Unterschied darin, ob der Arzt sich oder den Patienten behandelt, ob ich mich begieße oder die Blumen.
Die Sprache eines Volkes ist ein oft gepriesenes hohes Gut. Kann es dann angemessen sein, widersinnige Redewendungen nur deshalb zu tolerieren, weil angeblich gewußt wird, was damit gemeint ist? Wirklich? Oder ist diese sich ständig ausbreitende Gewohnheit, die eigene Meinung und die Aussage zu verschleiern, nicht vielmehr die Folge der nachlassenden Fähigkeit, Sinn und Bedeutung der gesprochenen undgeschriebenen Worte zu erkennen? Sie sollte geübt, nicht gebremst werden.
Es gibt eine weiteren Möglichkeit, die der Duden ungenutzt läßt, eine semantisch richtige Begründung für die Wendung "sich bedanken" zu geben. Warum er es unterläßt, sie in die Darlegungen zum Präfix "be" einzubeziehen (Duden, Grammatik 1966), ist unverständlich. Wie dort ausführlich erläutert wird (siehe auch oben unter "Definitionen"), bezeichnet das Präfix "be" allgemein die zeitlich begrenzte Einwirkung auf eine Sache oder eine Person (begießen, bekämpfen). Auf diesem Wege entwickelte sich die transitivierende Wirkung des Präfixes, die neben Dingen oft auch Personen zu Objekten macht ((eine Straße) begehen, (einen Witz) belachen)). Die Wendung "bedanken" könnte ohne weiteres unter
1., vom Substantiv "Dank" abgeleitet, und unter 3., vom Verb "danken" abgeleitet,
aufgeführt werden. In der reflexiven Form ("sich bedanken") gäbe es analog den Wortbildungen "sich bekleiden" und "sich beschmieren" einen Sinn. Schließlich ließe sich die Wendung "sich bedanken" auch unter die "reziprok gebrauchten Verben" einordnen, indem z. B. zwei Menschen sich gegenseitig bedanken.
Wenn sich der Duden dem Sprachdiktat des Volkes beugt und die Selbstbedankung dokumentiert, obwohl er laut eigenem Bekunden "manche Bildung (z. B. "sich bedanken"), die der Lexikograph vielleicht überflüssig findet, die aber dennoch lebendig ist, Teil des deutschen Wortschatzes ist und also Eingang in ein Wörterbuch finden muß" (so die Sprachberatungsstelle in einem Antwortschreiben), warum fügt er der sinnwidrigen Dankesfloskel "sich bedanken" im Wörterbuch nicht wenigstens den sachgerechten Hinweis an, die umgangssprachliche Form widerspricht der Regel? Das wäre glaubhaft und könnte im Laufe der Zeit dazu führen, die Sprechblase zu entlüften. Im Gegensatz zur Behauptung im Schreiben der Sprachberatungsstelle, der Duden würde sich jeder Kritik (am Sprachgebrauch) enthalten, kennt er diese Art der Beurteilung doch und er wendet sie auch an, z. B. in "Hauptschwierigkeiten ..." (Wörterbuch der Zweifelsfälle (1965), wo er die Bildung von "unverzichtbar" kurz und bündig als falsch bezeichnet.
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Einwände gegen die Ablehnung der Selbstbedankung:
1. "Sich bedanken" sei die reflexive Form des transitiven Verbs "danken" und daher korrekt.
Diese Behauptung ist nicht stichhaltig. Die Verben "danken" und "bedanken" sind zwei verschiedene Verben und bedeuten auch nicht dasselbe, vergl. die Darlegungen unter "Defintionen", insb. zur Vorsilbe "be" in "danken", Laut Duden Grammatik (1966, S. 69,70) sind Verben, die das von ihnen bezeichnete Geschehen auf das Akkusativobjekt als Zielpunkt einer Handlung richten, transitive (zielende) Verben. Diese Definition trifft zweifellos für "bedanken" zu. Analog der Wörterbuchangabe "jemanden bedanken" kann also der Satz "Der Vater bedankt den Sohn." gebildet werden. Auch das weitere Kriterium für transitive Verben (Duden Grammatik 1998, S. 106) ist erfüllbar, die Passivbildung: "Der Sohn wird vom Vater bedankt." Beispiel aus der gen. Dudenausgabe: "Der Hund beißt den Jungen. - Der Junge wird vom Hund gebissen." Weitere Beispiele: "Die Frau begießt die Blumen. - Die Blumen werden von der Frau begossen." "Der Chef beschenkt den Angestellten. - Der Angestellte wird vom Chef beschenkt." Dem Verb "danken" folgt dagegen ein Dativobjekt: Der Vater dankt dem Sohn. Hier ist keine Passivbildung möglich.
2. Man weiß ja, was gemeint ist.
Dieser Hinweis ist, es mag absurd sein, schon ernster zu nehmen. Bei "sich bedanken" trifft er zu. Er paßt jedoch wenig zu den sonst sehr sprachbewußten Streitern gegen die Rechtschreibreform und gegen die überflüssige Verwendung von Anglizismen. Es wird hier großzügig eine Redewendung toleriert, die widersinnig, grammatikalisch falsch und völlig überflüssig ist. Die deutsche Sprache bietet eine Reihe von kurzen und prägnanten Dankesworten ("ich danke", "danke sehr", "danke schön", "vielen Dank", "herzlichen Dank" usw.). Auch bei vielen unklaren, unsinnigen und widersinnigen Schwammwörtern wird häufig mit dem Argument beschwichtigt, man wisse, was gemeint ist, und beruft sich auf den Kontext, den zwar der Urheber versteht, weil er weiß, was er ausdrücken wollte, nicht jedoch der Leser oder Hörer, der den Text anders oder nicht versteht. Die Grenze zwischen den Begriffen, die an sich klar sind und denen, die unklar sind, ist fließend und kann nie definiert werden. Es wird in diesem Zusammenhang auf den unklaren Komparativ und das Suffix fähig hingewiesen, deren Anwendung ebenfalls mit der Hoffnung begleitet wird, der Hörer/Leser wüßte, was gemeint ist.
Keine der zahlreichen Veröffentlichungen des Duden enthält eine eindeutige Begründung, warum "danken", "sich bedanken" und "jemanden bedanken" Synonyme sind. Offenbar wird die Semantik dem Sprachgebrauch geopfert. Es ist bequemer, den Unterschied zwischen den Begriffen zu ignorieren als ihre Sinngleichheit zu belegen; es wäre ja kaum möglich.
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