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Niesen - geniest - genossen?
 Hilferuf eines Engländers

 

genossen

Guten Tag,
Ich bin Engländer, und habe gerade Streit bezüglich des Worts “genossen”. Mir ist von einer Germanistik Professor erzählt worden, dass „genossen“ der Vergangenheitsform von „Niesen“ gewesen ist. Ich weiß, dass das Wort „geniest“ benutzt wird, aber ich stehe auf die deutsche Sprache, und würde dies gerne klären können.

Bitte helfen sie mir!

Mit freundlichen Grüßen,

Alan Tryner

BMW Group
Herr Alan Tryner
MA Technical Support
Telefon: +49 (0)361 4307168
mailto: Alan.Tryner@partner.bmw.de
Url: http://www.bmwgroup.com 
Thu, 19 Jan 2006 14:50:59 +0100

Sehr geehrter Herr Tryner!
 
Seit dem 16. Jhdt. heißt es nur mehr "niesen, nieste, geniest", in mittelhochdeutscher Zeit war es noch stark ("strong"). Die Form "genossen" ist wohl ein Scherz.
 
Mit freundlichen Grüßen
 
Dr. H.D. Pohl
heinz.pohl@chello.at
http://members.chello.at/heinz.pohl/Startseite.htm
January 20, 2006 10:26 PM

Lieber Herr Tryner,
die Behauptung über eine ältere Form /niesen noss genossen/ dürfte in
dieser Form nicht stimmen, aber das Verb war stark und bildete seine
Präteritumsformen wie /verlieren/ (älter /verliesen/)/ verlor verloren/
vgl./ loose /heute/ lost lost/ früher /for-lorn,/ /(er)kiesen erkor
erkoren/ vgl. /choose chose chosen/. bei dieser Gruppe gibt es im
Deutschen wie im Englischen einen Wechsel zwischen -s- und -r-. Wenn die
alten starken Formen verschwunden sind, so nicht nur, weil die schwachen
im Vordringen sind, sondern auch, um unerwünschte Verwechslungen
zwischen ähnlichen und gleich klingenden Wörtern zu vermeiden. So sagte
man bis zur Zeit von Schiller und Goethe /rächen roch gerochen/ (Der
Ermordete wird/ist /gerochen)/, heute findet man eine solche Form statt
/rächte gerächt/ archaisch oder seltsam.

Ich füge für Sie einen Auszug aus dem Artikel über niesen aus dem
Grimmschen Wörterbuch bei:

NIESEN [Lfg. 13,5], verb. sternutare. ahd. niusan, niesan, mhd. und md.
/niesen/ starkformig (nôs, nurn, genorn/), /altn./ hnjósa (hnaus,
hnusum, hnosinn), /schwed/. nysa, dän. nyse, /nl/. niesen /und/ niezen
(KILIAN 337/a. KRAMER 1, 219a), mengl. /nêsin/ und /fnêsin/ (nl.
/fniezen/), engl. /nees/, so dasz die german. wurzeln /hnus/ und /fnus/
(s. /pfniesen/) ursprünglich vielleicht eins gewesen sind. vgl. oben th.
3, 1863 und gramm. 2, 22. im nhd. ...[weiter]
1) eigentlich, sternutare, nauseare DIEF. 552a. 376c; /niessen/ voc.
1482 X 5b; /niessen/ oder /nüssen/ MAALER 307a; RÄDLEIN, DENZLER und
ALER schreiben /niessen, nieszen/; bair. /niesen /und /niesten/ SCHM.2
1, 1761; mhd.

Mit freundlichen Grüßen Dr. Werner Voigt, Sprachwissenschaftler

Glosse von Ingo Dedenbach

 



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