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In Sendereihen des Bayerischen Rundfunks wird zuweilen eine geradezu penetrante Doktorifizierung von Studiogästen betrieben. Moderatoren z. B. im Tagesgespräch erweitern die Namen von promovierten, als Sachverständige geladenen Gästen mit dem Doktorkürzel, was einem Kotau vor einer unbekannten Leistung gleichkommt. Eine dem Thema des Tages entsprechende spezielle Sach- und Fachkenntnis wird dem Hörer verschwiegen. In der Betonung des Titels liegt sogar eine Irreführung des Hörers, der den Studiogast gerade wegen des akademischen Grades für besonders kompetent hält. Offenbar sehen die Redaktion und der Moderator in der Studienfachrichtung des Sachverständigen keine Bedeutung für das Thema des Tages. Die dennoch erfolgte Nennung des Doktortitels ist dann nichts anderes als Titelpflege. Allerdings wäre die Kenntnis der Studienrichtung eine ziemlich unsichere Information, weil häufig zwischen Studium und aktueller Beschäftigung des Herrn Doktor kein sachlicher Zusammenhang besteht und eine mehr oder weniger lange Zeit verstrichen ist. Aber dem Hörer sollte wenigstens dieser schwache Anhalt für eine im Studium erworbene eventuell sachbezogene Kompetenz des geladenen „Experten vorenthalten werden (s. Abs. 7).
Im Gesundheitsgespräch des Bayerischen Rundfunks an jedem Samstag liefert der sehr kenntnisreiche Moderator, Werner Buchberger, ein markantes Beispiel für unentwegtes Nennen des Doktorgrades der geladenen Gäste, vor allem des Dauergastes, Frau Marianne Koch, promovierte Internistin und sehr kompetent in fast allen Fragen gesundheitlicher Belange. Es nützte kein Hinweis darauf, dass die medizinischen Fachkenntnisse von Frau Koch doch mehr durch ihre Ausführungen belegt werden als durch den ständig erwähnten Titel. Mittlerweile stellt Buchberger Frau Koch als „Internistin Marianne Koch vor, um sie gleich darauf mit „Frau Doktor Koch zu begrüßen. Immerhin.
Zum Artikel "Macht und Schein der Titel"
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