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Es ist verständlich, dass Schäuble im titelgeilen Deutschland für seine fortschrittliche Idee keine Anhänger fand, besonders bei Parteifreunden mit akademischem Schmuck. Auch in der Gesellschaft haben die Titelträger kein Interesse an einer Änderung der Bewertung ihres Doktorstandes, die ihnen die Glorifizierung entziehen würde. Sie wehren sich sogar mit allen Mitteln gegen eine Relativierung und sachgerechte Beurteilung des Promoviertenstatus. Unabhängig von der wissenschaftlichen Leistung in Form der Dissertation wann war das eigentlich, das soll ich geschrieben haben? - sehen sie dennoch in ihr nicht nur eine besonders hochwertige Leistung zum Abschluss ihres Hochschulstudiums, die das Tragen des Doktortitels rectfertigt, sondern beanspruchen auch das lebenslange Bleiberecht im akademischen Adelsstand, so, als wäre die Promotion erst gestern erfolgt und als müsse sie als Beweis höchster Leistung immer gelten. Eine auf die Gegenwart gerichtete Beurteilung der Person sei abwegig und möglicherweise abwertend. Was gegenwärtig angemessen und berechtigt wäre, wird als Zumutung empfunden und als persönliche Beleidigung angesehen. Eigentlich verständlich, denn wer lässt sich schon gern aus dem bequemen Lorbeersessel vertreiben. Es folgt dann meistens der Neidvorwurf, vielleicht nicht unbegründet, wenn auch sachfremd. Daher wagen ja auch die titellosen Akademiker nicht aufzumucken. (Titelsucht und Titelflucht)
Zum Artikel "Macht und Schein der Titel"
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