Ausführliche Vorbemerkung. Spannend wird es erst ab Schriftwechsel mit dem Anbieter
Warum wir uns nach Anerkennung und Würde sehnen - Wir können nicht anders
Sonst gäbe es uns nicht ...
Die Ansicht von Arthur Koestler (brit. Schriftsteller 5.9.1905 3.3.1983), der Mensch sei ein Irrläufer der Evolution, mag angesichts seiner weltweiten Fehlleistungen nicht unbegründet sein, anerkannt sind jedoch die Triebkräfte der Evolution, nämlich
Arterhaltung und Fortpflanzung.
Sie sind die Grundlage unseres Lebens. Die moderne Zivilisation hat zwar die genetische Programmierung beim Menschen mehr oder weniger deutlich abgeschwächt, jedenfalls in Deutschland, aber das Abnehmen des Zeugungs- und Gebärmotivs wird zunehmend durch die Erkenntnis drohender Löcher in der Rentenkasse gebremst. Wenn dennoch Paarungsbereitschaft mindestens unbewußt unvermindert vorhanden ist, laufen Werbung um den Partner und Wahl des Partners nach den gleichen Mustern und Methoden ab wie vor Millionen Jahren. Allerdings haben weder die Natur noch religiöse Vorschriften verhindern können, daß die Werbung für eine geschlechtliche Vereinigung häufig ohne den Gedanken an Nachkommen abläuft. Der sexuelle Kontakt bleibt zweitrangig. Politische, wirtschaftliche oder andere Gründe stehen im Vordergrund der Partnersuche.
Die Werbung um den Partner
In allen der genannten Fälle ist der jeweils potentielle Partner mindestens unbewußt ein werbender. Er wendet die in der Natur seit langem bewährten Methoden an, um auf sich aufmerksam zu machen. So sollen Farben, körperliche Stärke, Gesang, Geschenke und andere Signale auf Paarungsbereitschaft und -fähigkeit hinweisen. Verglichen mit der Tierwelt verfügt der Mensch zusätzlich über viele weitere Werbe- und Reizmittel wie Mimik, Kleidung, Frisur, Hautfarbe und Statussymbole. Außerdem kann er geistige und seelische Eigenschaften sowie politische und wirtschaftliche Macht als partnerschaftliches Lockmittel anbieten.
Wer nicht auffällt hat vorerst geringe Chancen
Wenig wirksam auf dem Werbemarkt sind geistige Besonderheiten des Werbenden. Sie „springen nicht ins Auge, sie sind nicht sofort erkennbar. Wenn beim ersten Sicht- oder Hörkontakt ein auffälliges Merkmal fehlt, ist der Bewerber „aus dem Rennen. Eventuell führt Hartnäckigkeit zum Erfolg, falls nicht ein Mitbewerber schneller und siegreich war.
Der akademische Schmuck
Wer also keine äußeren werbewirksamen Eigenschaften vorweisen kann, für den sind Akademische Grade und Titel unabhängig vom ursprünglichen Grund ihrer Einführung ein auffälliges Zeichen für geistige Leistungsfähigkeit. Das sichtbare Ergebnis der einmal (während des Studiums) erbrachten wissenschaftlichen Leistung verbirgt zwar Art und Güte dieser Leistung, sie hebt den Titelträger jedoch mit kaum nachlassendem Respekt in der Gesellschaft auf eine höhere Betrachtungsebene, wo er als jemand Besonderes gilt, mit lebenslanger kostenfreier Gültigkeit. Der Herr Doktor oder gar der Herr Professor sind in der Bürgerschaft grundsätzlich mehr geachtet als ein titelloser Bürger, möge er auch wesentlich mehr geleistet haben und immer noch leisten als der Herr Doktor bzw. Professor.
Schein und Sein
Das weiterhin gepflegte Vorurteil, der Herr „Dr. Meier könne, wisse und leiste mehr als der Herr „Meier, bis zum Beweis des Gegenteils, und das trotz der nicht überholten Feststellung des BGH zum Namensrecht im Jahre 1962 ("Dr." ist kein Bestandteil des Namens), nährt das Bedürfnis, einen akademischen Grad, besonders das Kürzel „Dr. vor den Namen zu setzen. Eitelkeit und die Erwartung besserer Berufs- und Verdienstaussichten sind weitere Gründe für das Streben nach einem auffälligen Akademikerstatus. Und wenn dies nicht schon durch eine mehr oder weniger zeitaufwendige und kostenreiche Promotion mit Dissertation möglich war oder ist, dann wird versucht, die akademische Verzierung käuflich zu erwerben. Beispiele vor allem aus Politik und Wirtschaft gibt es viele. Die noch teilweise angewendete Ländervorschrift, den „Dr. im Personalausweis einzutragen, bestärkt den Titelhandel.
Die Angebote
In Zeitungen und im Internet werben Promotionsberater, auch solche als getarnete Titelhändler, mit verlockenden Angeboten. Es werden Doktorväter besorgt, Recherchen zum Thema durchgeführt und sogar Dissertationen verfaßt, natürlich gegen Gebühren. Die Grenze zwischen vermitteln, beraten, helfen, erstellen und verkaufen ist fließend. Auch seriös wirkende Angebote mahnen besonders dann zur Vorsicht, wenn der Standort des Anbieters im Ausland und der Gerichtsstand im juristischen Niemandsland liegt.
Die Versuchung
Ich muß einräumen, daß mich ein seriös erscheinendes Angebot für den Doktorgrad einer polnischen „anerkannten Universität gereizt hat, und zwar aus zwei Gründen:
1. Auf meinen Webseiten trete ich für eine objektive Bewertung des Doktorgrades ein. Die aktuellen sachlichen und menschlichen Leistungen der Person sollten wichtiger sein als ein hervorgehobenes akademisches Examen. Die Buchstaben „Dr. vor meinem Namen würden mich nicht mehr, wie mehrmals vorgehalten, dem Verdacht aussetzen, ich brächte nur meinen Neid auf die Titelträger zum Ausdruck. Gekaufte Titel zu führen ist zwar verboten, jedoch üblich und wird selten geahndet.
2. Ich wollte aber auch prüfen, ob dieses reell erscheinende Angebot zum Erfolg führt, und wissen, wo der Haken, d. h. die Geldfalle liegt?
Die Bewertung des lückenlos dokumentierten Schriftwechsels mit dem Anbieter überlasse ich dem Leser.
Ulrich Werner
Am 28.08.2006:
Zahlreiche Briefe und Anrufe veranlassen mich zu empfehlen, meinen Erfahrungsbereicht aufmerksamen zu lesen. Die Hoffnung auf Erfüllung des Wunsches, sich in absehbarer Zeit mit einem Doktorgrad schmücken zu dürfen, sollte nicht die Realität vernebeln.
U.W.
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