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Standpunkt : Der Mythos vom Teenager-Gehirn Rebellisches, irrationales Verhalten von Pubertierenden gilt geradezu als unabwendbar. Forscher machen dafür massive neuronale Umbauvorgänge verantwortlich. Doch warum tritt das »Chaos im Kopf« fast nur bei westlichen Teenagern auf? Von Robert Epstein
Gehirn & Geist Nr. 1-2/2008 S. 24 bis 29
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Zoff mit den Eltern, erhöhte Anfälligkeit für Depressionen, Selbstmordversuche, Drogenmissbrauch, Aggressivität und Neigung zu Straftaten das alles scheinen typische und geradezu unvermeidliche Teenagerprobleme zu sein. Während die Schuld daran früher einem veränderten Hormonhaushalt angelastet wurde, haben Forscher in den letzten Jahren eine neue Erklärung für emotionale Probleme und verantwortungsloses Verhalten von Jugendlichen entdeckt: massive Umbau- und Reifungsvorgänge des Gehirns.
Diese Behauptung stützt sich auf verschiedene Studien zur Hirnaktivität und -anatomie bei Jugendlichen. Beispielsweise zeigten Untersuchungen mittels bildgebender Verfahren, dass Teenagergehirne bestimmte Aufgaben anders lösen als die von Erwachsenen (siehe G&G 5/2006, S. 44).
Doch spiegelt dies im Grunde nur eine viel umfassendere Vorstellung wider nämlich jene, dass Jugendliche prinzipiell nur beschränkt leistungsfähig sowie von Natur aus verantwortungslos seien. Diese Meinung vertrat erstmals der Psychologe G. Stanley Hall 1904 in seinem zweibändigen Werk »Adolescence «. Hall ließ sich einerseits von den seine Zeit beherrschenden Umwälzungen beeinflussen: So war er Zeuge der industriellen Revolution und der Immigrationswellen, die Hunderttausende junger Menschen in die Straßen der aufblühenden Städte Amerikas schwemmten. Andererseits glaubte er an die »Rekapitulation «, eine biologische Theorie, der zufolge die Entwicklung eines Individuums (Ontogenese) die stammesgeschichtliche Entwicklung (Phylogenese) widerspiegele.
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