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Neuroethik: Erst das Gefühl, dann die Moral? Hirnscans legen den Verdacht nahe, dass unsere moralischen Urteile weniger auf rationalen Denkprozessen gründen, als vielmehr in emotionalen Intuitionen. Von Stephan Schleim und Henrik Walter
Gehirn & Geist Nr. 1-2/2008 S. 44 bis 49
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Ein abgekoppelter Waggon rast auf eine Gruppe von Bahnarbeitern zu, die nichts ahnend auf den Schienen stehen. Wenn niemand eingreift, werden alle fünf Männer überrollt. Zufällig stehen Sie an einer Weiche und könnten den außer Kontrolle geratenen Zugteil auf ein Nebengleis lenken. Dort steht jedoch ein weiterer Arbeiter, der das Manöver garantiert mit dem Leben bezahlen müsste. Hand aufs Herz: Würden Sie die Weiche umlegen, um das Leben der fünf auf Kosten des einen zu retten?
Szenario Nummer zwei: Sie stehen auf einer Fußgängerbrücke hoch über den Gleisen. Wieder wird das Leben von fünf Bahnarbeitern durch einen herannahenden Waggon bedroht. Neben Ihnen auf der Brücke steht ein dicker Mann. Sie brauchen ihn nur hinunterstoßen; sein massiver Körper würde den Waggon bremsen, bevor dieser die Bahnarbeiter erreicht. Der Mann käme dabei jedoch um. Wieder die Frage: Würden Sie diesen einen Unschuldigen hinunterstoßen, um fünf andere zu retten?
Philosophen haben solche moralischen Kosten-Nutzen-Rechnungen in Gedanken hin- und hergewendet. Lässt man Laien die beiden Gedankenexperimente durchspielen, so sieht man: Im ersten Fall entscheidet sich die große Mehrheit dafür, die fünf Arbeiter zu retten; im zweiten lehnen dies die meisten Testpersonen vehement ab.
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