Die Fähigkeiten und komplexen Eigenschaften des Gehirns faszinieren durch die unglaubliche Effi zienz und Brillanz der grauen und weißen Substanz. Alles, was wir wissen und sind, erwächst aus dieser knapp drei Pfund schweren Masse, deren Beschaffenheit sich unserem Begriffsvermögen und erst recht unseren Beschreibungen entzieht. Es vermittelt einen gewissen Glauben an das Werk Gottes, die Evolution oder ein bisschen von beidem. Nach dem ge gen wärtigen Stand der Neurowissenschaft können wir die Beziehung zwischen Gehirn und Verhalten nicht einmal für einfache Verhaltensweisen erschöpfend beschreiben. Wenn man ein Diagramm sieht, das mit zwei oder drei Kästchen und Pfeilen eine Hirnfunktion zu erklären versucht, sei man gewarnt, dass dieses Modell bestenfalls vage ist und zu einer allzu vereinfachenden Darstellung tendiert. Selbst mit hoch entwickelten bildgebenden Verfahren wie Computer und Magnetresonanztomografie können wir nur grobe Bereiche unter spezifi schen Bedingungen beschreiben und Schlüsse ziehen, die ausschließlich auf statistischen Daten beruhen. Das Gleiche gilt für die Beziehung zwischen Gehirn und Ichbewusstsein, bei der man das empfi ndliche Wechselspiel zwischen allen Elementen des Denkorgans im Blick behalten muss. Da Ichbewusstsein zudem viele Formen annehmen kann, bleibt jede Einzelbeschreibung der Beziehung zwischen Ichbewusstsein und Gehirn zwangsläufig unvollständig.