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Psyche im Abschwung Arbeitslosigkeit und Stellenunsicherheit haben sich in Deutschland zu einem Massenphänomen entwickelt. Höchste Zeit, die seelischen Probleme der Betroffenen genauer unter die Lupe zu nehmen. von Alois Wacker
Gehirn & Geist Nr. 12/2005 S. 64
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Anfang der 1930er Jahre avancierte ein damals nahezu unbekanntes kleines Dorf in Niederösterreich zum Objekt einer später weltberühmten Untersuchung: Marienthal. Denn im März 1929 hatte ein Ereignis das Leben der 1500 Einwohner grundlegend verändert. Der einzige industrielle Arbeitgeber der Region eine Textilfabrik schloss die Tore. Auf einen Schlag verloren fast alle Marienthaler ihr Einkommen, und der Ort geriet zum Paradebeispiel für den sozialen Absturz einer ganzen Gemeinde.
Eine Wiener Forschungsgruppe darunter die bekannte Sozialwissenschaftlerin Marie Jahoda und ihr Mann, der Soziologe Paul Lazarsfeld beschäftigte sich damals intensiv mit den Auswirkungen der lang anhaltenden Erwerbslosigkeit in Marienthal. Erstaunlicherweise veranlasste die wirtschaftliche Misere die vormals politisch rege Dorfbevölkerung nicht dazu aufzubegehren. Vielmehr dominierten Resignation und Apathie. Lebenspläne wurden aufgegeben, Verzweiflung und Existenzangst machten sich breit. Als besonders belastend empfanden viele Betroff ene die Ungewissheit, ob der berufliche Einstieg überhaupt jemals wieder gelingen würde.
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