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Bildung Grade Titel XXXXXXXXXXXXXXXXXXXX / Das deutsche Titelwesen XXXXXXXXXXXXXXXX / „Eine Art Adel“ / Herrn Thomas Steinfeld
 

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Zum Artikel „Eine Art Adel"  

Von Thomas Steinfeld

 

SZ vom 9./10.02.2013 

An die Süddeutsche Zeitung München
Herrn Thomas Steinfeld

Zum Artikel „Eine Art Adel“ am 08.02.2013

Sehr geehrter Herr Steinfeld,

Ihre immer lesenswerten Artikel in der SZ sind für mich daher  grundsätzlich Pflichtlektüre. So auch Ihre Stellungnahme zum Doktorgrad. Endlich verwendet mal jemand in der SZ die korrekte Bezeichnung. Sogar Ihr von mir auch sehr geschätzter Kollege Prantl ist der allerseits üblichen „Titelei“ verfallen.

Auch die erstmals anschauliche Definition der unterschiedlichen Dissertiermotive, obwohl nicht immer von einander trennbar, bringt Klarheit in die Diskussion über das antiquierte deutsche Titelwesen. Ich muss einräumen, dass ich bei meinen vielen kritischen Äußerungen über den Doktorwahn nicht deutlich genug herausgestellt habe, die 2. Gruppe der Dissertierenden von der Kritik auszunehmen. Künftig werde ich dies beachten.

Noch ein Wort zum Grad des Arztes. Der ehemalige Vorsitzende des Wissenschaftsrates, der Neurologe Karl Max Einhäupl, plädierte vor geraumer Zeit für die Trennung von Forschung und Praxis in der Medizinerausbildung (DIE ZEIT Nr. 8, v. 12. Febr. 2004, S. 30). Nach dem Studienabschluss dürfte sich dann der Normalarzt „Medizinischer Doktor“ nennen und wer dagegen wissenschaftlich arbeiten möchte, schließt eine Forschungspromotion an, die ihn zum „Dr. med.“ berechtigt. Das wäre sicher auch in Ihrem Sinne. Ich habe nie wieder etwas davon gehört. Die Widerstände waren wohl zu groß.

In protokollarischer Hinsicht scheint auch in der SZ eine Art Schutzprogramm für das Ansehen des Doktorgrades zu wirken, das deutschlandweit organisiert ist. Ich schließe das aus der Erfolglosigkeit meiner jahrlangen schriftlichen wie mündlichen Bemühungen, Funk- und Schreibmedien zu bewegen, Leser und Hörer über Inhalt und Konsequenz der Urteile von BVG und BGH in 1962 aufzuklären. Deren Urteile zum Doktorgrad besagen klar, dass er kein Bestandteil des Namens ist. Sie, Herr Steinfeld, bezeichnen im Artikel den Doktorgrad mehrmals als „Namenszusatz“. Insofern liegen Sie auf der SZ-Linie.

Damit wird also auch in meinem Hausblatt seit 50 Jahren jeder Hinweis auf die Urteile der höchsten Gerichte und die Konsequenzen für die Gesellschaft vermieden. Der Bayerische Rundfunk scheut ebenfalls die Aufklärung der Hörerschaft wie der Teufel das … . Auch in Regierung und Parlament wird die akademische Verzierung des Namens vehement verteidigt. Sogar Wolfgang Schäuble, vor 5 Jahren Bundesinnenminister, scheiterte damals im Bundesrat mit seinem ausführlich begründeten Vorschlag, den Doktorgrad in Pass und Ausweis zu streichen, am Widerstand Bayerns. Günther Becksteins lächerliches Argument, die Tradition zu erhalten, war stärker als die Vernunft. Kürzlich erlitt Krista Sager von den Grünen das gleiche Schicksal. Ihr analoger Antrag wurde schon in einem Ausschuss von den Regierungsparteien unsachlich abgewürgt.

Namenszusatz oder Bestandteil des Namens?
Mit dem Begriff „Namenszusatz“, sehr geehrter Herr Steinfeld, scheinen Sie die Position der „Titel“-Pfleger zu vertreten. Doch der Begriff widerspricht genau genommen ebenfalls den Urteilen. Mit einem Zusatz versehene Gegenstände verändern sich, denn der (ja beabsichtigte dauernde) Zusatz wird Bestandteil des ursprünglichen Gegenstandes (Namen). Das gilt im vorliegenden Fall besonders auch deshalb, weil dieser Zusatz (Doktorgrad) nicht nur auf der Visitenkarte, sondern werbewirksam in der Namenszeile der Hochsicherheitsdokumente (!) Pass und Ausweis eingetragen wird.

Die SZ verhält sich nicht eindeutig. Im Impressum und auf der Leserbriefseite werden Grade und Titel angegeben, sonst nicht, wie es seit geraumer Zeit international und sogar auf der SZ-Seite „Wissen“ üblich ist. Meine Anregungen zu einheitlicher Regelung gingen mehrmals fehl. Konnte ich Sie etwas nachdenklich stimmen? Das würde mich freuen.

Auf meiner Webseite habe ich mich ausführlich mit dem Deutschen Titelwesen beschäftigt.

In gespannter Erwartung weiterer Artikel von Ihnen und mit freundlichen Grüßen

Ihr Ulrich Werner am 10.03.2013

KEINE ANTWORT

siehe auch "Thomas Steinfeld  zu den unterschiedlichen Dissertiermotiven".



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