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Gehirn - Geist / Gehirn & Geist Ausgaben / Jahrgang 2008 / 1-2/2008 / Inhalt/Editorial
 

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Inhalt - Editorial

Gehirn & Geist Nr. 1-2/2008 S. 3

Der Ursprung von »Gut« und »Böse« – so lautet das Titelthema von G&G Januar/Februar 2008: Große Denker wie Buddha, Immanuel Kant oder der Dalai-Lama such(t)en nach einer Anleitung zum ethisch richtigen Handeln. Doch die Weisheit hört oft da auf, wo menschliche Gefühle ins Spiel kommen: Denn diese verleiten uns nicht nur zu mancher »Untat« – sondern bilden auch die eigentliche Grundlage moralischer Urteile. Das jedenfalls glauben Neuroforscher, die die verschlungenen Pfade der Moral im Gehirn zu entwirren versuchen.
Bleibt die Frage: Ist uns das ethische Empfinden in die Wiege gelegt? Um das herauszufinden, stellen Psychologen schon Kindern vertrackte Gewissensfallen. Doch die Kleinen tappen überraschend selten hinein.

Weitere Themen im Heft:
Medienopfer – Öffentliche Verhöhnung macht krank
Rotwerden – Wie Sie in den kühlen Kopf bewahren
Teenager – Ist pubertäre Rebellion kultrurell beding?
Namen merken – Bringen Sie Ihr Gedächtnis auf Trab!

Viel Spaß beim Lesen wünscht
Ihre G&G-Redaktion

Editorial: Vom Gehirn zum Verhalten und zurück
Von Carsten Könneker

Im Mai 2006 brachten wir eine Titelgeschichte über Teenager. Tenor des Beitrags:
Neue Erkenntnisse über den Hirnumbau bei Jugendlichen erklären immer besser
deren »sonderbares« Verhalten. Die Beweisführung lautete dabei so: Während
der Pubertät gleicht das Gehirn einer Dauerbaustelle – in die wir dank neuer Forschungsmethoden immer mehr Einsicht gewinnen. Letztlich organisiert sich das
gesamte Denkorgan in dieser Lebensphase neu. Kein Wunder also, wenn Teenager
außer Rand und Band geraten.

Die Argumentation klingt logisch, hat aber einen Haken. Denn obwohl der genetisch
festgelegte Umbau des Gehirns sämtliche Vertreter unserer Spezies betrifft, sind »Chaos-Kids« kein universelles Phänomen, sondern nur für unsere moderne westliche Industriegesellschaft typisch. In anderen Kulturen geht der Übergang von der Kindheit zum Erwachsenenalter reibungsloser vonstatten – und auch bei uns war es in früheren Jahrhunderten so!

Wie der Psychologe Robert Epstein ab S. 24 ausführt, kennzeichnet Kulturen ohne pubertäres Gehabe, dass dem Nachwuchs schon früh Einlass in den Erwachsenenkreis gewährt und Verantwortung übertragen wird. Hiesige Jugendliche hingegen haben sehr eng gesteckte Verhaltensspielräume. Durch die lange Schulzeit halten wir sie zusätzlich unmündig, obwohl Leistungsfähigkeit und -bereitschaft längst entwickelt sind. Daher der permanente Drang auszubrechen, so Epstein.

Als Vater von zwei noch nicht in der Pubertät angekommenen Söhnen habe ich Epsteins Gedankenanstöße über unseren Umgang mit Heranwachsenden mit großem Gewinn gelesen. Seinen Appell, Erleben und Verhalten nicht vorschnell kausal auf die gleichzeitig ablaufenden Gehirnprozesse zurückzuführen, sollten wir zudem über das Beispiel der Teenager hinaus im Hinterkopf behalten.

 



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