SZ. Im Rahmen der Klimakonferenz in Kopenhagen war der Philosoph Peter Sloterdijk Gast des Lousiana Museums in Humlebæk. Dort hielt er im Rahmen eines Symposiums mit den Titel "Where do we go from here?", an dem Künstler, Wissenschaftler und Techniker aus aller Welt teilnahmen, die abschließende programmatische Rede zum Thema Klimawandel. Am Rande des Symposiums fand das Interview mit Andrian Kreye statt.
SZ: Viele suchen wohl noch gar nicht nach Lösungen, sie suchen nach Metaphern. Ist diese Suche nicht nur etwas verzweifelt?
Sloterdijk: Eine Metapher ist fürs Erste nichts anderes als ein hybrides Redegebilde, das zwischen Begriff und Anschauung vermittelt. Darum ist die Suche nach Metaphern als solche nicht verzweifelt, sondern optimistisch. Die treffende Metapher produziert einen Überschuss zugunsten der Anschauung und genau an der Überzeugung durch Anschauung fehlt es heute auf der ganzen Linie. In den Formeln der Meteorologen erscheint unsere Lage ja schon halbwegs klar, soweit man über Dinge, die in der Zukunft liegen, überhaupt plausible Angaben machen kann. Diese Klarheit lässt die meisten aber kalt. Die Menschen sind Zukunftsatheisten, sie glauben nicht an das, was sie wissen, selbst wenn man ihnen stringent beweist, was kommen muss. Glauben und Wissen klaffen im Hinblick auf unser globales Geomanagement völlig auseinander. Da wäre eine plausible Metapher hilfreich, weil sie anregen würde, etwas mehr an das zu glauben, was wir wissen. Die Anschauung ist immer ein Stück gläubiger als der Verstand. Ich denke in der Tat, dass die Ungläubigkeit das letztlich entscheidende Element der globalen Krise ausmacht. Kopenhagen war ein Konzil der Ungläubigen, niemand sollte sich über das Ergebnis wundern.
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