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Rotation - Die Erde dreht durch
Die Idee eines Science-Fiction-Films, der ausschließlich auf der Erde, d. h. ohne kosmische Einflüsse stattfindet (Treatment)
Von Ulrich Werner

1997/10 

Der Film beginnt mit Scenen im normalen Leben in einer Reihe von Ländern, Städten, Dörfern unterschiedlicher Kulturen und Menschen.

Etwas stimmt da nicht mehr mit der Sonne – oder mit der Erde?
Eines Tages, im März, stellt ein Hobbyastronom fest, dass die Sonne eher aufgeht, als es die Astronomen vorhergesagt haben. Es sind zwar zunächst nur Sekunden, aber die Abweichungen nehmen von Tag zu Tag zu. An der Sonne kann es nicht liegen, denn „Tag“ und „Nacht“ werden durch die Eigendrehung der Erde bewirkt. Auch abends gelten für die Sonnenuntergänge die astronomischen Angaben nicht mehr. Besonders bemerkenswert: Die Abweichung beim Sonnenuntergang geht nicht in dieselbe Richtung, sondern in die entgegengesetzte. Sie bewirkt daher den umgekehrten Effekt. Die Sonne geht nicht um den gleichen Sekundenbetrag später unter, sondern eher, was die Tageszeit nochmals verkürzt. Misstrauisch geworden achtet der Hobbyastronom jetzt täglich auf die Veränderung der Tageslänge. Sicher, sich nicht zu täuschen, informiert er  andere, die ihm seine Beobachtung bestätigen.

Die Erde dreht sich plötzlich schneller
Die einhellige Meinung der Astronomen, zu denen inzwischen auch Experten gestoßen sind,  die Rotationsgeschwindigkeit (RG) der Erde nimmt zu.  Schon nach ein paar Tagen beträgt die Differenz Minuten. Die Tage werden immer schneller kürzer.

Immer mehr Leuten fällt die Veränderung der Tageslänge auf. Es spricht sich herum und führt zu diversen Gerüchten, zumal offizielle Stellen schweigen. Im Gegenteil, sie dementieren verordnen Geheimhaltung, bis sie die in Bevölkerung wahrgenommene Verkürzung der Tageshelligkeit nicht mehr leugnen können.

Eine Laune oder Mahnung Gottes?
Die Zunahme der Erdrotation wird von vielen Menschen anfangs noch als Kuriosum oder als eine Laune Gottes  empfunden. Doch nach und nach, besonders wegen der ständigen Zunahme der Veränderung wird vielen der Ernst der Situation klar. Sie befürchten den Untergang der „Welt“. Ende Juni geht die Sonne bereits innerhalb von 24 Stunden zweimal auf und unter.  Wissenschaftler warnen vor den Folgen, wenn sich die Lichtverhältnisse derart deutlich verändern. Menschen, Tiere und Pflanzen sind weitgehend vom Sonnenlicht abhängig.

Der lichtempfindliche Mensch wird krank
Die durch das Sonnenlicht gesteuerte Hormonerzeugung im Körper wird gestört. Der Tag/Nacht-Rhythmus wird verschoben und verursacht dadurch Schlafstörungen, Schlafdefizite, Kopfschmerzen, Kreislaufstörungen, Unwohlsein und Gereiztheit. Arztbesuche, Krankheiten, Medikamentenverbrauch, Arbeitsausfälle nehmen zu.

Das öffentliche Leben gerät durcheinander
Der Lebens- und Arbeitsrhythmus in Familien, Schulen, Behörden, Krankenhäusern, Universitäten, beim Sport, Urlaub und Freizeit gerät außer Kontrolle. Die Arbeitsmoral sinkt. Lethargie und Gleichgültigkeit machen sich breit. Panikkäufe von Lebensmitteln und anderen wichtigen Gegenständen verursachen Versorgungsengpässe. Generatoren, Batterien, Verdunklungsrollos sind bald ausverkauft. Zeitschaltuhren müssen ständig korrigiert werden (Heizungsteue¬rung, Straßenbeleuchtung). Sparkonten werden geleert Die Unfallhäufigkeit im Straßenverkehr steigt wegen der Dunkelheitsfahrten während des "Tages" und der zunehmenden mentalen Störungen den Menschen Längere Bergwanderungen sind nicht mehr möglich wegen der kurzen Helligkeitsdauer. Gleiches gilt für Segelfahrten.

Vorbote des Weltunterganges?
Weltuntergangstheorien werden wieder modern und verbreiten sich schnell. Die Kirchen sind überfüllt. Sekten finden regen Zulauf. Heilsbotschaften gewinnen an Überzeugungskraft und bestimmen zunehmend den Tagesablauf religiöser Menschen. Zukunftsplanungen werden erschwert oder hinfällig. 

Nach sechs Stunden wird es dunkel
Im August, also nach etwa fünf Monaten ist die Tageszeit bereits auf sechs Stunden verkürzt. Damit geht die Sonne während eines „Tages“ viermal auf und unter. Durch die Erhöhung der Rotationsgeschwindigkeit sind alle Gegenstände, auch Menschen und Tiere, leichter geworden. Die Leistungsfähigkeit steigt scheinbar, weil die Menschen mehr tragen, schneller laufen und höher springen können. Dadurch steigen jedoch die Unfallgefahren. Sportler erringen zwar kurzzeitig neue Höchstleistungen, die jedoch vorerst nicht anerkannt werden. Bei Mannschaftssportarten (Fußball, Handball, Football, Eishockey etc.) häufen sich schwere Verletzungen, Geworfenen oder gestoßenen Gegen¬stände (Diskus, Speere, Kugel) fliegen weiter. Die Raumaufteilung in den Stadien genügt nicht mehr den Anforderungen. Da die Muskeln der Menschen erschlaffen, sinkt die Leistungsfähigkeit, ähnlich wie es Raumfah¬rer im All erleben, und muss durch verstärktes Training kompensiert werden. Die Rotationsgeschwindigkeit steigt immer schneller. 

Tiere „spielen verrückt“
Tiere reagieren besonders empfindlich auf die Veränderung des Tag/Nach-Wechsels. An die kurzen Nächte können sich besonders die nachtaktiven Tiere nicht so schnell gewöhnen. Auch die kurzen Mondphasen verwirren. Nestbau und Brutpflege werden gestört. Zugvögel fühlen nicht mehr, wann sie in ihr Winterquartier fliegen sollen. Manche fliegen schon im Juli fort. Nutz- und Haustiere verhalten sich seltsam bis aggressiv. Kühe lassen sich nicht mehr melken oder geben weniger Milch. Die Eier-Erzeugung sinkt, ihr Geschmack ändert sich.

Muss die Menschheit verhungern?
Eine große Gefahr für die Menschheit liegt in den Problemen für die Ernährung. Das  Pflanzenwachstum wird gestört. Die Saat geht verspätet auf. Verschiedene Pflanzen, besonders wichtige Futterpflanzen wachsen zwar schneller, der Ertrag sinkt jedoch. Erste Ernährungsprobleme durch Engpässe bei Reis und Weizen werden bereits gemeldet, auch Plünderungen von Getreidesilos und Unruhen in volkreichen Staaten (China und Indien) nehmen zu.

Keiner kann helfen
Obwohl die Kriminalität zurückgeht, weil die Nächte nicht mehr durchgehend dunkel sind, steigt die Angst der Menschen vor einer globalen Katastrophe. Die Regierung aller Länder beraten ohne Pause, wissen aber keinen Rat, auch um Unruhen zu verhindern. 

Wetter, Wind und Wasser vergrößern das Chaos
Ebbe und Flut wechseln schneller und verursachen größere Sturmfluten als bisher. Dämme schützen nicht mehr vor Überflutungen. Windgeschwindigkeiten von mehreren Hundert Kilometer pro Stunde, so Harald Lesch, Professor am Institut für Astronomie an der UNI München, werden zum Dauerzustand. Entsprechend sandreich ziehen Sandstürme über die Länder. Leichte Gebäude, Strohhütten werden Opfer der starken Winde. Die Stabilität hoher Gebäude ist nicht mehr gesichert. Evakuierungen beginnen  Die Gefahr von Erdbeben und Vulkanausbrüchen steigt.

Fahrzeuge werden ebenfalls leichter. Bei gleich gebliebener Motorstärke nimmt die Beschleunigung zu. Bei geringerem Luftdruck sinkt der Siedepunkt des Wassers. Reaktionen in der Chemie ändern sich.

Alles wird leichter, die Luft dünner
Die Gewichtsabnahme aller Gegenstände beträgt inzwischen 20%.Raketen fliegen weiter. Das Bedrohungspotential steigt und daher auch in Krisengebieten. die Kriegsgefahr. Weltraumraketen können mehr Nutzlast mitnehmen. Die ballistischen Kurven von Schusswaffen gelten nicht mehr. Die Atemwegserkrankungen nehmen zu.

Aus einem Tag sind 8 Tage geworden
Sonne und Mond gehen jetzt innerhalb des ursprünglichen Tages 8-mal (alle drei Stunden) auf und unter. Die Menschen schauen ständig auf die Uhr, denn sie haben keinem Gefühl mehr für die aktuelle Zeit. Ohne einen Wecker geht niemand mehr schlafen. Während der dunklen Tageszeit werden öffentliche Gongschläge verbreitet. Dagegen herrscht während der hellen "Nachtzeit" ungewohnte Ruhe.

In Tokio, New York, Singapur, Dubai, Kuwait werden Hochhäuser geräumt. Die Leistungsfähigkeit der Menschen nimmt immer mehr ab. Auch die Industrieproduktion ist bereits gesunken. Der Handel innerhalb der Länder und weltweit ist reduziert. Unfälle wegen Übermüdung häufen sich. Ärzte haben Hochbetrieb und können oft nicht helfen. Arbeitsausfälle in den Betrieben verringern die Produktivität. Die Zahl der Fehlgeburten nimmt zu, auch die der Komplikationen bei Operationen aller Art.

Ursache und Aussichten?
Astronomen, Astrophysiker und Geologen beraten über Ursache und Prognose der Veränderung. Astronomen und Astrophysiker halten Ereignisse im Weltall für nicht wahrscheinlich. Die Geologen sehen die Ursache in Veränderungen im Erdkern, und zwar in einer Konzentration der Erdkernmasse. So hatte bspw. Alex Halliday vom Institut für Isotopengeologie der Eidgenössischen Technischen Universität (ETH) Zürich 2004 herausgefunden, dass der Erdkern zum Teil ein „“ ist, das sich aus mehreren „“ zusammen setzt. Während der Entstehung des Sonnensystems (vor 4,5 bis 5 Milliarden Jahren) heizte sich die junge Erde zu einem glühenden Ball von 2000 Grad auf. Eisen, Nickel und andere schwere Elemente bildeten den Erdkern als eine homogene Masse. Flüchtige Bestandteile wie Sauerstoff und Wasserstoff stiegen zwar ständig auf, doch plötzlich aus noch unerklärlichen Gründen in so großem Maße, dass der Kern dichter und kompakter wurde. Die Rotationsgeschwindigkeit der Erde nahm zu, vergleichbar dem , dessen  schneller wird, sobald er die Arme an den Körper legt.

Der gleiche Effekt könnte dadurch entstanden sein, dass schwere Metalle ins Innere der Erde drangen und den Erkaltungsprozess des heißglühenden Erdkerns beschleunigten.  

Auch aus dem Erdinneren aufsteigende Wärmeblasen können in jedem Fall den Prozess gefördert haben.

Mehrere Möglichkeiten für die Endphase der Entwicklung:

1. Die Beschleunigung der Rotation nimmt ab. Die Rotationsgeschwindigkeit pendelt eine Weile hin und her und bleibt dann bei einem konstanten Endwert. Die Menschheit muss sich an den Zustand gewöhnen.

2. Die Beschleunigung nimmt ab – bis der Ausgangszustand wieder erreicht ist.

3. Die Beschleunigung nimmt weiter zu – bis alle nicht am Boden verankerten Gegenstände abheben und zunehmend schneller in den Weltraum geschleudert werden.

Alternativ zu 1. und 2.:
Beendigung der Rotationsveränderung durch Einschlag eines Meteoriten, dessen Einschlagstelle (nach langen Verhandlungen mit Russland) in unbewohntem Gebiet Sibiriens vorgesehen ist.

Mit Hilfe einer Nuklearexplosion zur rechten Zeit und an der richtigen Stelle im Weltraum wird ein auf die Erde zufliegender Meteorit so abgelenkt, dass er die Erde im richtigen Winkel trifft, um die Rotation zu verlangsamen. Problem: Wie stellt sich am Ende wieder die richtige, d.h. die Anfangsrotation ein?

Ulrich Werner 2007/10 (Die Idee entstand im Jahre 1997)



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