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Gehirn - Geist / Gehirn u. Geist ZEIT / 2008/24 + 25 / T.Ein Trieb, der immer da ist
 

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Ein Trieb, der immer da ist
 Wenn sich Männer nichts mehr zu sagen haben, können sie immer noch über Fußball reden. Die Vater-Sohn-Kolumne zur EM.

ZEIT online  11.6.2008

Iiiiist das schlecht, sagt Fritz. Er meint das Spiel Schweden gegen Griechenland. Und er hat recht, das ist richtig schlecht und erinnert daran, dass im Fußball nicht nur die tiefsten und schönsten Dinge des Lebens verhandelt werden, sondern auch die schrecklichsten: Leere, Ödnis, endlose Wiederholung, Sinnlosigkeit, das allgemeine Ins-Feld-geworfen-Sein des Menschen. Abgesehen davon: Was sollte einen Tag nach dem Holland-Spiel denn kommen? Eben.

Zudem wollten wir heute ohnehin über Väter und Söhne im Fußball reden. Anlass war die traurige Bemerkung von Per Mertesacker, sein Vater habe ihn zu früh abgeschrieben. Wie findest du es denn, Fritz, dass wir beide Fußballfans sind? Richtig schön, sagt er. Wir können zusammen gucken, uns freuen und trauern. Und dann sind wir auch noch für dieselben Mannschaften, Deutschland und Schalke, das macht es noch besser.

Das ist alles zu positiv, um wahr zu sein. Also erzähle ich ihm, dass einige Leute, genauer gesagt, einige unserer besten Freunde sagen, ich wolle nur in meinem Sohn meine eigenen Fußballträume verwirklicht sehen. Fritz stutzt einen Moment, denn er war noch nie auf den Gedanken gekommen, dass nicht er selbst es ist, der spielen will, so viel und so gut wie möglich. Für ihn ist dieses Bedürfnis, war dieser Trieb schon da, solange er denken kann. Wenn nicht schon beträchtlich vorher. Zwischen dem Tag jedenfalls, an dem er laufen konnte, und dem Tag, da er zum ersten Mal gegen einen Ball getreten hat, ist nur sehr, sehr wenig Zeit vergangen.

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