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Ein jeder an seinem Platz Der Konfuzianismus kennt keine Offenbarungsgeschichte, keine Gebete und duldet andere Götter. Ist er eine Religion? Von Tilman Spengler
DIE ZEIT Nr. 10 vom 1.3.2007
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1. Alltag Zu Beginn der achtziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts traf man unter einer der Brücken an jener Ringstraße, die an der Akademie der Wissenschaften in Peking vorbeiführte, einen Märchenerzähler, der sich dort einfand, wenn die Vogelhändler ihren Markt abhielten. Er bediente einen Guckkasten, dessen grelle oder fahle Bilder die Geschichten illustrierten, deren dramatischen Verlauf der alte Mann mit vielen Pausen vortrug. Während dieser Unterbrechungen nahm er einen Schluck Tee, klopfte an die Blechschüssel, in der sich sein Honorar sammelte, und musterte das Publikum: junge, freche Burschen, die auf dem Markt ein schnelles Geschäft mit Tieren oder Käfigen machen wollten, ein paar scheinbar gelangweilte Mitarbeiter des Amtes für Öffentliche Sicherheit, kenntlich an ihren verspiegelten Sonnenbrillen, viele Grauköpfe, die aus Neugier gekommen waren, vielleicht auch, um ihren eigenen Vögeln andere Vögel vorzustellen.
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