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Gehirn - Geist / Gehirn u. Geist ZEIT / 2008/24 + 25 / T.Hochzeit in Schwarz
 

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Hochzeit in Schwarz
 Die Schwarzen Dörfer bei Madrid sind alles andere als hinterwäldlerisch: Hier lassen sich schwule Paare trauen, und Ex-Hippies ernten Honig

DIE ZEIT, 05.06.2008 Nr. 24

Als Francisco Maroto 18 Jahre alt war, verließ er Madrid und wurde Höhlenbewohner. Er ging mit zwei Freunden, mit Rucksack und Schlafsack hinauf in die Provinz Guadalajara, um dort den Hippietraum vom ordentlichen Landleben zu verwirklichen. Im Valle del Ocejón, einem weitläufigen Hochtal der Sierra de Ocejón, bezogen die drei Freunde eine luftige Höhle. In der Mitte der Höhle gab es ein großes Oberlicht, ohne Fensterscheibe natürlich. Da fiel zunächst der Herbstregen hindurch, später der erste Schnee. Nach drei Monaten wurde es den Jungs zu ungemütlich. Bis zum Frühjahr teilten sie sich einen Stall mit Schafen und Ziegen, dann »besetzten« sie ein Haus. Das lag in Matallana, einem leer stehenden, verlassenen Dorf weit abseits der Straße, in dem Strom und fließendes Wasser niemals angekommen waren. Die übrigen Dörfer des Tals wurden zwar besser versorgt, hatten aber auch kaum mehr Einwohner. Die waren längst in die Stadt abgewandert, weil im Valle del Ocejón kein ordentliches Landleben mehr möglich war.

Das ist 25 Jahre her. Maroto hat Matallana längst wieder verlassen, allerdings nicht das Tal des Ocejón. Mittlerweile lebt er als Imker in Campillo de Ranas, dem zentralen Dorf der Gegend, einem Ort mit weniger als 50 ständigen Einwohnern. Dort hat er sich ein bescheidenes Haus gebaut aus dem für die Region typischen schwarzen Schiefer. Dem Schiefer verdanken die verstreuten Siedlungen auch ihren Sammelnamen: Schwarze Dörfer. Aus diesem Namen wird langsam ein Markenzeichen. Immer mehr Ausflügler und Urlauber streifen für ein paar Tage durch die Dörfer und über die Hügel rundum. Und daran ist Francisco Maroto nicht ganz unschuldig.

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