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Keile für Darwin In den USA kämpfen Fundamentalisten gegen die Evolutionstheorie im Biologieunterricht - mit einer neuen Strategie: Statt der Sechs-Tage-Schöpfung propagieren sie nun die Lehre vom »Intelligent Design«. Die ersten Schulbezirke sind erobert. Jetzt ist die ganze Gesellschaft dran. Von Eva von Schaper
ZEIT Wissen 2006
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Die Forscher des reDiscovery Institute haben eine große Mission: Weg mit dem Periodensystem! Statt der bekannten chemischen Elemente gebe es nur Erde, Wasser, Luft und Feuer. »Lehrt die Kontroversen!«, fordert die reDiscovery-Internet-Seite. Das alles hört sich lächerlich an, und es ist auch als Satire gedacht, als Anspielung auf das amerikanische Discovery Institute. Dieses Institut propagiert eine Denkschule namens Intelligent Design (ID), die mit ähnlicher Argumentation die Darwinsche Evolution durch religiös gefärbte Dogmen ersetzen will.
ID ist eine Denkschule, die in den letzten Jahren durch einprägsame Parolen und aggressive Öffentlichkeitsarbeit in den gesamten Vereinigten Staaten ihre Spuren hinterlassen hat. In Dover im Bundesstaat Pennsylvania müssen Biologielehrer den Neuntklässlern einen Text über Intelligent Design vorlesen. Weil einige Eltern klagten, wird dort nun vor Gericht verhandelt, ob die Idee eines intelligenten Gestalters als Urheber allen Lebens wissenschaftlich genug für den Schulunterricht ist. Das Urteil wird für Januar erwartet. Ein Landkreis in Georgia ließ fast drei Jahre lang Lehrbücher mit einem Aufkleber versehen, demzufolge die Evolution nur eine Theorie unter vielen ist. Der Bundesstaat Kansas hat neue Bildungsstandards akzeptiert, die Darwins Abstammungslehre hinterfragen. Der Senator Rick Santorum behauptete: »Intelligent Design ist eine legitime wissenschaftliche Theorie und sollte in der Schule unterrichtet werden.« Im Juni dieses Jahres schließlich wurde ein ID-Film in der renommierten Smithsonian Institution, dem Hort wissenschaftlicher Weltanschauung schlechthin, gezeigt.
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