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Undenkbar - ein Leben ohne Sport 
 

Sport war seit ich sicher laufen konnte eine meiner Lieblingsbeschäftigungen. Während der  Gymnasialzeit trat ich einem Turnverein bei und zeigte als 15-Jähriger z. B. im Schwimmbad meine Künste. Der Reiz des Risikos war genau so stark wie das Bedürfnis Aufmerksamkeit zu erregen, besonders bei den Mädchen.

Die sportlichen Fähigkeiten sowohl in den Ballsportarten als auch an den Geräten verschafften mir nicht nur in der Schule Ansehen und Respekt. Funktionen als Klassensprecher, Vorturner und Aufsichtsperson beim Führen der Klasse zur Turnhalle einer anderen Schule wurden stets mir angetragen. Auch beim Jungvolk und später bei der Hitlerjugend (HJ) waren sportliche Typen gefragt. Der Hintergedanke an die Wehrertüchtigung der Jugend war uns nicht bewußt. 

 nicht zu übersehen:

Waage und  Handstand auf der Rückenlehne einer ca. 4m hohen
 Zuschauertribüne im
 Schwimmbad. (15 Jahre alt)

 Risiko: Überkippen beim Handstand  

    

 

 

Auch in der Freizeit als Luftwaffenhelfer trainierte ich regelmäßig Bodenturnen. So schaffte ich es, den Salto rückwärts barfuß aus dem Stand auf festem Untergrund (Beton) zu springen. Besonders attraktiv war der sogenannte Zirkussprung, eine Kombination aus halber-Araber - Handstand-Überschlag mit halber Drehung - Flick-Flak und Salto rückwärts. Diesen Sprung mußte ich während der Rekrutenausbildung  immer vorführen, wenn dem "höheren" Besuch die  sportliche Leistungsfähigkeit der Truppe demonstriert werden sollte. Die genannte Sprungkombination gehört heute zum Standardprogramm der Bodenturner. Allerdings  jeweils als gestreckten (statt gehockten) und mit zwei- oder dreifachem (statt einfachem) Salto und mit ein- bis dreifacher Schraube.

Mit 4 Jahren machte ich im Winter die ersten Rutschversuche auf Ski. Das Skigelände lag in Hirschberg (Riesengebirge) direkt vor der Tür. Der Cavalierberg war nur 200m entfernt. Bald war mir kein Hang zu steil. Damals (in den 30iger Jahren) war es üblich, einen Hang im "Schuß" herunterzufahren und erst unten mit einem Schwung (Christianer) abzubremsen. Da staubte es oft wie heute im Ziel bei Abfahrtsrennen. Nur hatten wir wesentlich weniger Platz zum Abbremsen. Meistens stand unten ein Zaun, lag ein Graben oder es führte eine Straße entlang. Das Schwingen nach heutiger Art kam langsam auf. Stahlkanten? Die kannten wir nicht. Die Ski bestanden zwar aus Hartholz, doch deren Kanten waren auf den meist harten Pisten schnell abgerundet. Da war der Bremsweg eben länger. Die Skispitzen hatten eine Verlängerung mit Loch. Darin wurde ein Stück Schnur befestigt, um die Ski bei längeren Aufstiegen im Gebirge hinter sich herzuziehen.   

Auch das Springen reizte mich. Dazu reichte bereits eine Bodenwelle, ein eingeschneiter Felsen oder einige Haufen Schnee. Es gab keine Gelegenheit, die ich nicht zum Springen ausnutzte. Mit der  damals üblichen ledernen "Riesengebirgsbindung" waren die Schuhe nur durch die "Backen" fixiert. Die Ski hingen während des Sprunges lose in der Luft. Dabei  berührten die Spitzen fast die Nase. Bei der Landung stießen die Enden auf den Boden und die vorderen Enden der Ski krachten auf den  meist harten Boden. Das hielt nicht jedes Holz aus - die Spitze flog davon. So, wie es mir passierte. Doch das hinderte mich nicht daran. weiter zu springen. Auf ein neues Paar mußte ich warten, bis das Geld reichte. Aber solange wollte ich nicht warten. Ein wenig Krümmung war ja noch vorhanden.

Damals wurde mit Rücklage und kräftigem Armrudern (höchstens ca. 30 m weit) gesprungen im Gegensatz zum heutigen Schweben auf einem Luftkissen, erleichtert durch geeignete Ausrüstung (und Haltung. So brache bereits die bald eingeführte Kandahar-Bindung Verbesserungen nicht nur fürs Springen, sondern auch für Abfahrts- und Torlauf. (Die Schuhe werden durch Metallseile, Seilführungen und Federn fest mit dem Ski verbunden.)

Im Jahr 1943 hörte der "weiße Sport" auf. Als Luftwaffenhelfer, im Reichsarbeitsdienst, als Soldat und in Gefangenschaft gab es keine Gelegenheit zum Skisport. Erst ein Jahr nach Kriegsende (1946) fing ich unter völlig neuen Bedingungen wieder an Ski zu laufen. Durch Vermittlung einer Tante fand ich meinen Bruder in Garmisch-Partenkirchen, damals Deutschlands bekanntestes Skiparadies. Alles war neu, die Berge, das Gelände, Skilifte, Seilbahnen, Ski und Bindungen, und vor allem auch der Fahrstil. Das alpine Skigelände war schnell erprobt. 

Damals, noch vor dem Krieg, in den 30iger Jahren,  mit viel Schnee im Winter, stand ich schon mit 5 Jahren das erste Mal auf Brettern, die  für mich einige Jahre "die Welt  bedeuteten". Wir wohnten in Hirschberg auf einer Straße, die direkt zum "Kavalierberg" führte. Der bot ideale Voraussetzungen mit fast allen  Arten von Schnee und  Geländeformationen, ausgenommen freie Flächen, zurecht zu kommen. Die nahegelegenen Abruzzen mit zwei Sprungschanzen, auf denen Günther Meergans, vierfacher Deutscher Skimeister und zweifacher Deutscher Staffelmeister regelmäßig trainierte, boten sogar die Möglichkeit, den Rausch der Geschwindigkeit zu erleben. Wehe dem, der die Schussfahrt am Schanzenaufsprung nicht durchstehen konnte.

Hirschberg lag in einem nach ihm benannten Tal,  im Norden begrenzt durch Hügel, u.a. mit einer Segel-flugschule, und im Süden durch das Riesengebirge mit der Schneekoppe als höchstem Berg (1602m). Seilbahnen wie in den Alpen gab es dort nicht.  Dennoch wurde viel gewandert. Die Endpunkte  waren mit der Eisenbahn erreichbar (Krummhügel im Osten und Schreiberhau im Westen). Etwa in der Mitte war das Gebirge von Hirschberg aus mit der Straßenbahn zu erreichen.  Nach etwa 30 Minuten, vorbei an den Giersdorfer Teichen (im Sommer bevölkert) war das Gebirge in Obergiersdorf erreicht. Der Aufstieg entlang eines Waldweges konnte beginnen und dauerte je nach Kondition etwa drei Stunden.  Er führte weiter abwärts ins Sudetenland,  endete aber auch nahe der Peterbaude. Die gemütlich eingerichteten Raststätten (Bauden), mit den Hütten der Alpen vergleichbar, sind über den gesamten Kamm des Riesengebirges verteilt und  sicher auch heute noch ein beliebter Treffpunkt bei Kammwanderungen.

Die  Abfahrt zurück ins Tal war ein kleines Abendteuer. Mitbenutzer des etwa 2m breiten Waldweges waren Wanderer und regelmäßig fahrende Pferdeschlitten, für uns junge Burschen kein Problem. Zum Bremsen kam der Schneepflug nicht in Frage. Seitliches Ausweichen war nicht möglich. Also  - Augen auf - und am Pferdeschlitten vorbei. Wenn da nicht beim abwärts fahrenden Schlitten  ein quer stehender Balken fest montiert wäre. Den galt es zu überspringen, um nicht mit den Skispitzen hängen zu bleiben. Eine weitere Überraschung lauerte hinter so mancher nicht einsehbaren Kurve, in der dann überraschend ein kurz vorher gestürzter Skifahrer mehr oder weniger verletzt mitten auf der Strecke lag. Nach nur etwa 10 Minuten war die Gaudi (für uns) vorbei. Glücklich, wenn alles gut gegangen war.

Das regelmäßige Geräteturnen setzte ich bald im Turnverein in Garmisch fort. Als einziger "Preuße" dauerte es eine Weile, bis ich als "vollwertiger Mensch" angenommen wurde. Schließlich durfte ich an den Wettkämpfen des Vereins im Geräte-Sechskampf teilnehmen.

Während des Studiums in München war Sport Nebensache. Auch das wöchentliche Pendeln zwischen München und Garmisch, wo ich weiterhin wohnte und bei den US-amerikanischen Dienststellen arbeitete, nahm viel Zeit in Anspruch. Erst nach Ende des Studiums und mit dem festen Wohnsitz in München konnte ich wieder etwas für meinen Körper tun: Gymnastik, Basketball, Kegeln, Tennis und nach dem Tod des Ski- und Tennispartners Steptanz (seit 1980), den ich heute noch regelmäßig übe. Hoffentlich halten meine Gelenke die Beanspruchung noch eine Weile aus. Ein  "hop" zum Beispiel ist ein Hüpfer auf einem Bein. Die Belastung seiner Gelenke beträgt mehr als das Körpergewicht. Zur Schonung der Gelenke achte ich streng auf mein Gewicht. Außerdem radle ich täglich auf dem Heimfahrrad 15 Km, um die Kondition zu halten. Die Mittänzerinnen und die wie üblich wenigen Tänzer in der Tanz- und Ballettschule sind alle etwa 40 Jahre jünger. Neben meiner "Radstation" steht ein Fernsehgerät, das ich allerdings selten einschalte. Meistens lese ich aufgehobene Artikel aus Zeitungen und Zeitschriften, die ich auf einer beleuchteten Ablage befestigen kann. In all den Jahren habe ich ca. 120 000 Km zurückgelegt, das sind dreimal der Erdumfang.

Im Frühjahr 2008 hörte ich mit dem Steptanz auf. Die Belastung des Rückens konnte ich nicht mehr durch Ruhepausen ausgleichen. Das Radeln auf dem Heimfahrrad gehörte danach jedoch weiterhin zu meinem täglichen Training. Weitere 40.000 Km sind inzwischen abgeradelt worden. Zum Verhindern des Muskelabbaus und vor allem zum Stärken der Rückenmuskeln trainiere ich seit Mitte 2009 wöchentlich zweimal beim "Kieser". Dort stehen eine Vielzahl von speziell für bestimmte Muskeln eingerichtete Trainungsgeräte, zur Zeit arbeite ich an 10, die mit fest eingestellten Belastungen etwa zwei Minuten lang ohne Pause bewegt werden. Je nach Anstrengung wird das Gewicht in Stufen von ca. 1 Kg erhöht. Meine Rückenbeschwerden haben sich seitdem deutlich veringert.

Ab 1. Mai (bis Ende September) wird das geheizte Schwimmbad im Garten zum Schwimmen freigegeben. Wir freuen uns jedes Jahr darauf , ich besonders auf den Hechtsprung mit Anlauf. Der Sprung hilft die Tauchzeit bis zum Ende des Beckens zu verringern.  Die Luft wird unter Wasser knapp. Der Auftrieb zieht mich ständig nach oben. Ich brauche aber den guten Sichtkontakt zum Boden, um mich an der Stoßnaht der Folien zu orientieren. Wegen der Unsymmetrie des Körpers ist es unmöglich, ohne Sicht geradeaus zu schwimmen. Besonders dann, wenn man nur noch ein Auge mit schlechter Sehleistung verfügt. Die Furcht, mit dem Kopf am Ende des Beckens anzustoßen, war immer vorhanden.

Ergänzt am 23.1.2010 und Nov. 2016

 



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