Die erfolgreiche Traditionskeule
Das Schwingen mit der bildungspolitischen Traditionskeule hatte somit Erfolg. Man versteht sich gut in Dr.-Kreisen. Darin wird die lebenslang gültige akademische Verzierung be-Doktor-hütet. Niemand kennt den angedeuteten, jedoch schwer zugänglichen wissenschaftlichen Leistungsbeweis, die Dissertation. Das Volk, der Rest der Gesellschaft soll und darf weiterhin den Respekt vor Amt und Würden genießen.
Aus Schwarz wurde Weiß
Ein Jurist, so sagt man, kann jede Meinung begründen. Bedenklich ist es, wenn er für seine neue entgegengesetzte Meinung nur die bisher vorgetragenen ins Gegenteil verkehrt, aus weiß schwarz macht. So geschehen in der BT-Drucksache 16/4456.
Ein Hirngespinst von Schäuble?
In ihr wurde die neue und überraschende Einsicht bekannt gegeben, der Verwaltungsaufwand wegen der Prüfung der Eintragbarkeit ausländischer Grade sei unerheblich. Ach ne. So einfach ist das. Die ehemals beklagte Belastung der Behörden war also ein Hirngespinst von Herrn Schäuble.
Fortschritt unmöglich, es war schon immer so!
Und natürlich wieder der Kulturhammer: „Darüber hinaus entspreche es der deutschsprachigen Kulturtradition und jahrzehntelanger Verwaltungspraxis, daß die akademische Qualifikation als Doktorgrad zusammen mit dem Familiennamen in Pässe und Personalausweise eingetragen wird.
Wenn die „jahrzehntelange Verwaltungspraxis schon bei Eitelkeitskriterien herhalten muß, um für die Gesellschaft vorteilhafte Änderungen zu verhindern, wie will dann die Bundesregierung die Anforderungen der Gegenwart erfolgreich bewältigen? Da knirscht es im Getriebe, wie auch die Trauerspiele der vergangenen Jahre zeigen.
Dieser Bewahrmentalität entspricht auch das schlicht ergreifende Zitat der Begründung aus Januar 1988: „Im übrigen wird die derzeitige Verwaltungspraxis, im Pass auch den Doktorgrad des Paßinhabers einzutragen, gesetzlich verankert. Der Doktorgrad wird im täglichen Leben in der Regel neben dem Namen verwendet.
Das "tägliche Leben" findet im Ausland statt
Da scheinen einige Leute im „täglichen Leben das tägliche Leben ohne Fernsehen, Rundfunk und Zeitungen zu leben. In den Medien könnten sie nämlich täglich die Nichtnennung des Doktorgrades vor allem der Mitmenschen in ihrem Wirkungskreis erleben. Offenbar wird das Parlament mit der penetranten Bedokterung der Namen der Abgeordneten mit der Wirklichkeit in Deutschland verwechselt.
Brille beschlagen
Und weiter heißt es in der Begründung:
Oder "Brett vor dem Kopf, wie der Volksmund sagt. Wer etwas nicht erkennen will, sieht es nicht. Wie gehabt, warum etwas ändern, wenn es schon immer so war und dem Verteidiger des alten Zopfes Vorteile bringt?
So erklärt Engstirnigkeit die folgende Aussage:
"Es ist nicht erkennbar, warum das, was den Gesetzgeber seinerzeit veranlaßt hat, den Doktorgrad in den Katalog der zu speichernden Daten aufzunehmen, heute nicht mehr gelten soll.
Was muß noch passieren, damit ein Elefant neben einer Mücke erkennbar ist?
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