Das "Tagesgespräch" wird seit 10 Jahren vom Bayerischen Rundfunk gesendet, anfangs nur über Hörfunk, seit einigen Jahren auch über den Fernsehkanal BR alpha. Mehrere Damen und Herren wechseln sich mit der Moderation ab. Aktuelle Themen, oft kurzfristig den Tagesereignissen angepaßt und dafür geeignete Sachverständige im Studio anwesend oder zugeschaltet, sind eine vielseitig wirksame Informationsquelle für den aufgeschlossenen Hörer und Seher. Ergänzt werden die Sendungen durch die kostenfreie Möglichkeit, über Telefon Fragen zu stellen und mit persönlichen Erlebnissen und Erfahrungen die Sendung zu bereichern.
Ein Moderator der ersten Stunde ist Achim Bogdahn. Auch er ist redegewandt, fällt jedoch dadurch auf, daß er den Namen von akademisch Gebildeten Studiogästen nicht ohne den akademische Zusatz aussprechen kann. Seine Kolleginnen und Kollegen dagegen stellen die Gäste jeweils mit ihrem akademischen Grad (allerdings unvollständig, weil nur mit dem Kürzel "Dr." = "Doktor") und Titel vor, reden sie dann aber (nur) mit dem Namen an. Das ist völlig korrekt und nicht etwa unhöflich (siehe "Anspruch auf Anrede mit Graden und Titeln).
In der Annahme, ihm sei die Tatsache unbekannt, daß akademische Grade und Titel kein Bestandteil des Namens sind, schrieb ich ihm am 1. September 2005:
Sehr geehrter Herr Bogdahn,
Ihre lockere Art, das Tagesgespräch zu gestalten, schätze ich sehr. Auch heute zum Lügen vor ein paar Jahren hat Herr Kastan das Thema mit einem Gast aus Innsbruck erörtert, und ich habe mich unter einem falschen Namen gemeldet war es wieder amüsant und lehrreich zuzuhören.
Auffällig war allerdings Ihre devote Anrede des Studiogastes. In der Tagesgesprächredaktion sind Sie der einzige, der sich nicht traut, Promovierte (nur) mit dem Namen anzureden. Die stereotype Anrede mit Graden und Titeln ist seit geraumer Zeit nicht mehr zeitgemäß, auch, weil sie kein Bestandteil des Namens sind. Mit der fast schon penetranten Bedokterung des Namens erwecken Sie bei nicht informierten Hörern den falschen Eindruck, Promovierte seien grundsätzlich mit dem Doktorgrad anzureden. Wir haben genügend Vorurteile in der Gesellschaft.
Herrn Ehrlinger gegenüber waren Sie auch nicht konsequent. Er ist sowohl promovierter Jurist als auch promovierter Arzt, was Sie leider verschwiegen haben. Der akademische Vorname müßte also in Ihrer Sicht „Doktor-Doktor oder „Doppeldoktor lauten.
Der Herr Doktordoktor Rainer Ehrlinger, auch ich lese regelmäßig seine Kolumne in der SZ, offenbart doch seine profunde Sachkenntnis nicht durch seine akademischen Grade, sondern durch den Inhalt seiner Darlegungen.
Vielleicht, lieber Herr Bogdahn, nehmen Sie sich doch einmal die Zeit und informieren sich über das „Doktorwesen in Deutschland und klicken HIER.
Ich freue mich auf die nächste Sendung mit Ihnen aber bitte ohne akademische Verklärungen.
Mit herzlichen Grüßen Ihr Ulrich Werner
Ein Jahr später (Er kann's nicht lassen)
Briefe an Herrn Bogdahn, Übersicht
|