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Bildung Grade Titel XXXXXXXXXXXXXXXXXXXX / Das deutsche Titelwesen XXXXXXXXXXXXXXXX / Dr.Schneider -Schneider - Doktor -
 

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„Herr Dr. Schneider“ -  „Herr Schneider“ – Herr Doktor“?

In Benimm-Kursen wird die Tradition gepflegt

Etwa um 1788 hat Adolf Freiherr von Knigge „Über den Umgang mit Menschen“ veröffentlicht. Zwei Jahre später wurde das sog. „gesellschaftliche Traktat“ in die endgültige Fassung gebracht. Seitdem gilt Knigge als Bezugsperson für gutes Benehmen.

Höfliches Miteinander und Anstandsregeln sind zur Zeit sehr gefragt. Das Angebot an Möglichkeiten sich zu informieren ist im Internet kaum übersehbar. Bei Google löst das Suchwort „Benimm“ fast 300 000 Treffer aus, darunter sind eine Knigge-Akademie, Etikettenschulen, Kurse und Seminare für „gute Manieren“, sogar für Tiere. Für jede Gelegenheit und jedes Bedürfnis bieten mehr oder weniger erfahrene Experten Regeln für das richtige „Benimm“ an.

Ein wichtiges Thema ist die Anrede in Wort und Schrift. Besonders in einer Gesellschaft, in der es von Titeln und akademischen Graden nur so wimmelt, wie der deutschen, auf unbekannte oder unklare Weise erworben, fühlt sich der normale Bürger, besonders der schüchterne und titellose unsicher. Er möchte nicht schon allein durch das Weglassen einer akademischen Verzierung des Namens, bspw. des Doktorgrades, ins Fettnäpfchen treten und im Fall eines gegenwärtigen oder zu erwartenden Abhängigkeitsverhältnisses keine Nachteile auslösen.

Obwohl sich im vergangenen halben Jahrhundert auf dem Gebiet des Namenrechts Wesentliches geändert hat, wird bei der Verwendung von akademischen Graden und Titeln noch ein längst überholter und nicht mehr üblicher Brauch bewusst oder unwissend verteidigt, besonders in den Benimmschulungen. Es wird die Rechtslage ignoriert und den Besuchern die Tatsache verschwiegen, dass akademische Grade nach der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs kein Bestandteil des Namens sind. Daher kann ein Promovierter Bürger seinen Doktorgrad zwar vor den Namen setzen, er muss es aber nicht. Es besteht auch keine Verpflichtung, den Grad bei der Anrede zu nennen. In den Medien wird er in der Regel weggelassen, zumal die Verkürzung auf nur zwei Buchstaben (Dr.) keine Information über Fachrichtung, Qualität und Datum der Dissertation gibt.
 
Erst kürzlich wurde in der Abendzeitung München über einen Benimmkurs bei der „Knigge-Expertin“ Frau Sabine Schwind von Egelstein berichtet. Das letzte Beispiel einer Reihe von Fragen zum richtigen Verhalten in der Gesellschaft betraf die Anrede eines Promovierten. Erst nach Überreichen seiner Visitenkarte stellte es sich heraus, dass der zunächst als „Herr Schneider“ Vorgestellte den Doktorgrad führte. Drei Versionen für die Anrede standen zur Auswahl:

a) Herr Dr. Schneider
b) Herr Schneider
c) Herr Doktor

Als richtige Antwort war in der AZ a) (Herr Dr. Schneider) bezeichnet. Diese meiner Ansicht nach falsche Empfehlung wird auch auf der Webseite von Frau Schwind von Egelstein vertreten. Dort ist die Anrede mit dem Doktorgrad als „Muss“ hingestellt. Eine Begründung dafür wird nicht angeführt. Mit der Pflege der lebenslang gültigen „Dr.“-Verzierung wird ein Vorurteil konserviert, das weder formale noch sachliche Grundlagen hat. Es dient meistens ausschließlich der Eitelkeit und soll persönliche Unzulänglichkeiten verdecken oder kompensieren. Offenbar sehen sich die „Benimm“-Experten aufgerufen, den Mangel an Selbstbewusstsein von promovierten Akademikern auszugleichen. 

Mein kritischer Leserbrief wurde am 14. März in die AZ veröffentlicht. Außerdem schrieb ich der „Knigge-Expertin“, Frau Schwind von Egelstein, ausführlich zum Thema „akademische Grade und Anreden“. Ob sie künftig sachgemäße und vor allem zeitgemäße Empfehlungen in Sachen Anreden in ihren Seminaren für „Bosse und Politiker“ geben wird, möchte ich bezweifeln. Es wäre ja schon ein Gewinn, wenn sie in ihren Kursen wenigstens die Rechtslage erörtern und zwischen akademischen Graden (Doktor) und Titeln (Professor) unterscheiden würde.

Eine Antwort auf meinen Brief habe ich bisher nicht erhalten.

Vor dreieinhalb Jahren führte ich über das gleiche Thema einen Briefwechsel mit

"Stil & Etikette -  Der Ratgeber für menschliche Kontakte"  

Links:

Leserbrief an die AZ München


Brief an Frau Schwind von Egelstein

Das deutsche Titelwesen

Doktorgrad allgemein

Anspruch auf Anrede mit dem Doktorgrad

Anrede mit Graden und Titeln

Macht und Schein der Titel

 



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