Vom Duden kommt keine Aufklärung. Er beugt sich in bekannter Weise dem Sprachgebrauch, obwohl mehrere grammatikalische, gegen den synonymen Gebrauch der Wendungen "danken, bedanken" und "sich bedanken" auch vom ihm dokumentierte Regeln stehen. So spricht sowohl die Regel für reflexive Verben gegen die Selbstbedankung als auch die für das Präfix "be". Auch ist kein Grund dafür ersichtlich, warum "bedanken" im Wörterbuch nicht unter
1., vom Substantiv "Dank" abgeleitet, und unter 3., vom Verb "danken" abgeleitet, aufgeführt ist (siehe Abs. 3. Der Sprachgebrauch).
In der reflexiven Form ("sich bedanken") gäbe es analog den Wortbildungen "sich bekleiden" und "sich beschmieren" einen Sinn.
Es gibt eine weiteren Möglichkeit, die der Duden ungenutzt läßt, eine semantisch richtige Begründung für die Wendung "sich bedanken" zu geben. Warum er es unterläßt, sie in die Darlegungen zum Präfix "be" einzubeziehen (Duden, Grammatik 1966), ist unverständlich. Wie dort ausführlich erläutert wird (siehe auch oben unter "Definitionen"), bezeichnet das Präfix "be" allgemein die zeitlich begrenzte Einwirkung auf eine Sache oder eine Person (begießen, bekämpfen). Auf diesem Wege entwickelte sich die transitivierende Wirkung des Präfixes, die neben Dingen oft auch Personen zu Objekten macht ((eine Straße) begehen, (einen Witz) belachen)). Die Wendung "bedanken" könnte ohne weiteres unter
1., vom Substantiv "Dank" abgeleitet, und unter 3., vom Verb "danken" abgeleitet,
aufgeführt werden. In der reflexiven Form ("sich bedanken") gäbe es analog den Wortbildungen "sich bekleiden" und "sich beschmieren" einen Sinn. Schließlich ließe sich die Wendung "sich bedanken" auch unter die "reziprok gebrauchten Verben" einordnen, indem z. B. zwei Menschen sich gegenseitig bedanken.
Wenn sich der Duden dem Sprachdiktat des Volkes beugt und die Selbstbedankung dokumentiert, obwohl er laut eigenem Bekunden "manche Bildung (z. B. "sich bedanken"), die der Lexikograph vielleicht überflüssig findet, die aber dennoch lebendig ist, Teil des deutschen Wortschatzes ist und also Eingang in ein Wörterbuch finden muß" (so die Sprachberatungsstelle in einem Antwortschreiben), warum fügt er der sinnwidrigen Dankesfloskel "sich bedanken" im Wörterbuch nicht wenigstens den sachgerechten Hinweis an, die umgangssprachliche Form widerspricht der Regel? Das wäre glaubhaft und könnte im Laufe der Zeit dazu führen, die Sprechblase zu entlüften. Im Gegensatz zur Behauptung im Schreiben der Sprachberatungsstelle, der Duden würde sich jeder Kritik (am Sprachgebrauch) enthalten, kennt er diese Art der Beurteilung doch und er wendet sie auch an, z. B. in "Hauptschwierigkeiten ..." (Wörterbuch der Zweifelsfälle (1965), wo er die Bildung von "unverzichtbar" kurz und bündig als falsch bezeichnet.
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