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Hörerbrief an Herrn Ingo Lierheimer - BR2radio wg. "würde"
im Tagesgespräch am 4.12.2004 mit Herrn Ulrich Rohde

 

Sehr geehrter Herr Lierheimer, 

das heutige Tagesgespräch haben Sie wieder in gewohnter Weise gewandt und informativ gestaltet. Alle Achtung. Durch Lob gestärkt werden sie sicher eine kritische Frage ertragen:
Warum müssen Sie fast jede Frage und auch Sätze „würde“-voll formulieren? Beispiele:

· „...würden Sie zugestehen (Freiheiten)...?

· „... Punkt, den ich ansprechen würde.“

· „... mich würde interessieren.“

· „Sie würden sich mehr Autorität wünschen“.

· „Da würde ich Sie gerne fragen, ..“

Beachten Sie bitte den  Unterschied zwischen den Sätzen „Ich würde essen“ und „Ich möchte essen“. Sprachbewußte sprechen von der deutschen Würde-Seuche“. Sie, Herr Lierheimer, sind überdurchschnittlich sprachgewandt. Es müßte Ihnen ein Leichtes sein, diese Würderitis zu vermeiden, bspw. dadurch, daß Sie statt „ich würde gern ...“ sagen „ich möchte gern“ und statt „Würden Sie sich wünschen“ fragen „wünschen Sie sich ..“. Näheres zu diesem Thema auf meiner Webseite unter „Schwammdeutsch“ und „Favoriten“.

Ihrem heutigen Studiogast, Herrn Rohde, habe ich ebenfalls geschrieben. Der Auslöser dafür könnte auch für Sie interessant sein.
 
Mit freundlichen Grüßen
Ulrich Werner

Anlage:

Herrn Ulrich Rohde
Management Akademie München

"Ich denke"

Sehr geehrter Herr Rohde,
 
als regelmäßiger Tagesgesprächhörer habe ich heute Ihren interessanten Darlegungen zum Thema „Vorgesetzter“ zugehört, obwohl ich auf meine Zeit als Vorgesetzter und Ausbilder in einer großen Bundesbehörde nur noch zurückblicken kann. Angenehm zu erleben waren Ihre Ausführungen auch deshalb, weil Sie gewandt sprachen und ohne den fast üblichen Gesprächs-pausenfüller „ähh“ auskamen.

Bitte erlauben Sie mir einen Hinweis. Sie haben relativ oft einen Satz mit der Wendung "ich denke" eingeleitet. Sie befinden sich zwar in guter (?) Gesellschaft, weil inzwischen schon fast jeder in unserem Lande mit dieser Redewendung seine Sätze beginnt. Mit dieser Sprechblase erhält die deutsche Sprache eine weitere nichtssagende Floskel. Persönlichkeiten wie Sie tragen dazu bei, sie im Sprachgebrauch zu festigen und Nachahmer zu finden.

Ausführliche Informationen über das Denken erhalten Sie in meiner Webseite auf den Seiten über das „Gehirn“. Vielleicht kann ich Sie etwas nach-"denklich" stimmen.

Mit freundlichen Grüßen
Ulrich Werner

 



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