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Sprache / Wörtermarkt / Favoriten / Glückwunsch Kurzfassung / Schwammige Zukunft - Universalwunsch
 



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Die schwammige Zukunft und der Wunsch für alle Fälle

zu "Glückwunsch"

 

Übersicht

1. Zusammenfassung
2. Definitionen

3. Glück und Glückwunsch im Sprachgebrauch
4. Der Bedeutungswandel
5. Der semantische Unterschied
6. Schwammige Zukunft
7. Der Wunsch für alle Fälle
8. Gesamtfassung

6.Schwammige Zukunft

Die fast schon selbstverständlich gewordene Floskel „ich würde“ leitet heute fast jeden Satz ein. Sie ist symptomatisch für die Tendenz, sich unklar und schwammig auszudrücken. Der universell eingesetzte Glückwunsch ergänzt das seichte Gerede im Umgangsdeutsch bis hin zum gestelzten Deutsch auf den höheren Ebenen der öffentlichen Sprache. Die Gewohnheit nimmt zu, mit Floskeln und Sprechblasen den Mangel an sprachlicher Ausdrucksfähigkeit und den hohen Grad an Nachlässigkeit oder Beschränktheit zu überdecken.

Wenn die Wörterbuchverlage, voran der Duden, weiterhin unsinnige Redewendungen und Begriffe der Umgangssprache durch Pseudoerklärungen legalisieren und damit die allgemein verbreitete Denkschwäche unterstützen, werden die Verallgemeinerungen auch in andere Gebiete eindringen. Einzelne Farben werden nicht mehr genannt und Stoffe nur noch als farbig, Getreidesorten nur noch als „Getreide“ bezeichnet werden. Der Glückwunsch ist bereits auf dem Weg dorthin. Der Wunsch für alle Fälle ist vorbereitet.

7. Der Wunsch für alle Fälle

Der ständig zunehmende Gebrauch der Glückwünsche ist in einer Zeit der verbreiteten Unsicherheit verständlich. Es gibt wohl kaum einen Menschen, der sich nicht wenigstens „im Stillen“ wünscht Glück zu haben. Sogar ein Lottogewinner, ersichtlich bereits vom Glück des Geldgewinns betroffen, wird auch in der Zukunft Glück haben wollen. Mit anderen Worten, wir können gar nicht genügend Glückwünsche erhalten, immer in der Hoffnung, daß die Wünsche in Erfüllung gehen.

Der Glückwunsch, seiner Herkunft aus dem Lateinischen gemäß (gratulare = Glück wünschen) auch als „Gratulation“ verwendet, deckt bereits einen großen Bereich von Ereignissen des menschlichen Lebens ab. Er kann mehr leisten. Um das Gehirn zu entlasten, ungebunden an Ort und Zeit, könnten die vielen Grüßen des Tages ersetzt werden, die sowieso meistens Wünsche enthalten.

Fangen wir also schon morgens an. Statt „Guten Morgen“ wünschen wir Glück. Die Überlegung wird überflüssig, ob noch „Guten Morgen“ oder schon „Mahlzeit“ oder „Guten Tag“ fällig ist. Auch das „Gute Nacht“ wird durch „herzlichen Glückwunsch“ ersetzt. Ferner „Grüß Gott“, „Mahlzeit“, Tschüß“ und „Servus“, „Guten Appetit“, „Gute Fahrt“, „Gut Holz“, „Hals- und Beinbruch“, Mast- und Schottbruch“, „Prosit“ und viele andere. Der „Glückwunsch“ stimmt immer. Sogar das „herzliche Beileid“ ließe sich ersetzen, um die abschiedsgetrübte Stimmung vor dem Sterbebett aufzulockern und an das erwartete Seelenheil und das Wiedersehen im Himmel zu erinnern. In manchen Ländern wird zu diesem Anlaß gefeiert und getanzt. Das Volk ist umgangssprachlich neuerungshungrig. Die Aufnahme der neuen Anwendungsfälle in den Wörterbüchern ist dann nur noch eine Frage der Zeit. Es muß und wird sich schon „herumsprechen“. Herzlichen Glückwunsch!

Manches muß schlimmer werden, damit sich etwas ändert!

 

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