Schon die ersten Menschen waren vernetzt, mit sehr geringer Reichweite. Tiere sind es eigentlich auch. Nach über 2000 Jahren umspannt die Vernetzung – die Elektronik macht es möglich – sogar den gesamten Erdball. Und nicht mehr einzelne Menschen stehen in engem Kontakt, sondern Familien, Organisationen, Völker und Staaten. Der ehemals persönliche Kontakt in früheren Zeiten ist längst durch den elektronischen Austausch von z. T. verschlüsselten) Daten ersetzt, immer schneller und mit immer größeren Mengen pro Zeiteinheit. Für das friedvolle Zusammenleben der vielen Staaten genügen nicht mehr Kontrolle und Kenntnis der mitgeteilten Informationen. Wichtig ist der persönliche Kontakt zwischen den einflussreichen Personen der Gesellschaft. Die anderen irren umher und warten auf Klopfzeichen.
Schon lange wird vermutet, dass sowohl bei Treffen im kleinen Kreis als auch im Rahmen größerer Konferenzen bestimmte Teilnehmer einen vertraulichen Gedankenaustausch pflegen. Der Verdacht, die Öffentlichkeit würde dann durch die Medien nicht oder nur unvollständig informiert, wird durch den Medienwissenschafter Uwe Krüger in seinem Buch "Meinungsmacht" bestätigt; der Untertitel: „Der Einfluss von Eliten auf Leitmedien und Alpha-Journalisten". Mit seiner kritischen Bestandsaufnahme des Wirkens von politisch-medialen Netzwerken räumt Krüger gründlich auf mit dem immer noch vom deutschen Bildungsbürger gepflegten Bild des investigativen, sich durch keine äußeren Einflüsse korrumpieren lassenden Journalisten, siehe auch SZ vom 31.12.2013 (Link SZ) .
Uwe Krügers Netzwerkanalyse legt die soziale Umgebung von 219 leitenden Redakteuren deutscher Leitmedien offen. Jeder Dritte unterhielt informelle Kontakte mit Politik- und Wirtschaftseliten; bei vier Außenpolitik-Journalisten von FAZ, Süddeutsche Zeitung, Die Welt und Die Zeit finden sich dichte Netzwerke im US- und NATO-affinen Elitenmilieu. Eine anschließende Frame-Analyse fragt, inwieweit der Output dieser vier Journalisten in den umstrittenen Fragen der Definition von Sicherheit („erweiterter Sicherheitsbegriff“) und Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr auf der Linie der ermittelten Bezugsgruppen liegt. Abschließend werden die Berichte über die Münchner Sicherheitskonferenz und deren Gegner in fünf Tageszeitungen inhaltsanalytisch untersucht. Sie kommt zu dem Schluss, dass die Eliten-nahen Leitmedien FAZ, Welt und Süddeutsche den auf der Sicherheitskonferenz laufenden Elitendiskurs ausführlich abbilden, dabei aber die Proteste und die Gegenveranstaltung „Münchner Friedenskonferenz“ marginalisieren und delegitimieren.
Link SZ zu "Personelle oder institutionelle Nähe"
Uwe Krüger im Interview mit Michael Voregger Der wachsame Bürger Kleingeist gegen Schäuble Der Bayerische Rundfunk als Titelhüter Link zur FAZ Link zu Pelepolis
|