Daß der Doktorgrad sachwidrig und irreführend als Buchstabentorso (Dr.) nicht nur mit Billigung der Länderinnenminister, sondern sogar auf deren Anordnung in 1988 im Paß vor den Namen gesetzt wurde, stand im Einklang mit dem auffälligen Bestreben vieler Promovierter, ihr Studienfach zu verschleiern. Kenntnis der Dissertation und damit der darin dokumentierten angeblich außergewöhnlichen wissenschaftlichen Leistung zu erhalten, war und ist ohnehin unmöglich oder sehr erschwert. Auch daran wird sich nichts ändern. Wäre es nicht sachdienlich und zum Beurteilen der Leistung hilfreiche, die Dissertationen der Promovierten in einer Datenbank zugänglich zu machen? Ich habe dies Herrn Beckstein angeboten; er hat es abgelehnt.
Das Buchstabenkürzel (Dr), das wenig aussagt aber vieles verschleiert, soll und kann auch Bürgern ohne Rang und Ansehen lebenslange Achtung garantieren, ohne daß Näheres über den Erwerbsweg zum Titel bekannt ist. Die Abwehr gegen Schäubles ursprüngliche Absicht der Streichung des Doktoreintrags im Paß ist verständlich. Wer will schon gern von einem Podest der Beachtung abtreten, dessen morschen Zustand niemand sieht? Die Tradition muß als Klebstoff dienen, damit der akademische Lorbeerkranz nicht vom Hals rutscht. Der BGH bleibt in Ausweisbelangen in der bierdunstigen Tradition als Dorfjustiz unbeachtet.
Das für seine Verwaltungsperfektion und klare Rechtsordnung bekannte Deutschland leistet sich beim erkennungsdienstlich überflüssigen Eintrag der akademischen Verzierung eine beispielslose Mehrdeutigkeit. Nicht selten wird das Kürzel Dr. nicht einmal als akademischer Grad erkannt.
Mißverständnisse an den Grenzstationen des sich politisch ausdehnenden Europa waren schon bisher an den Zollstationen üblich und sind vorhersehbar. Die zwei Buchstaben (d/D und r/R), womit der Grad abgekürzt wird, lassen mehrere Deutungen zu (s. u.). Deutschland wurde deshalb bereits mehrmals darauf hingewiesen, daß die den Familiennamen vorangestellte Abkürzung des Doktorgrades mit den Buchstaben „DR bei der Grenzkontrolle im Ausland zu Irritationen führt, da sie für die Anfangsbuchstaben des Familiennamens gehalten werden. Sogar die Bezeichnung DDR wurde schon herausgelesen.
Vor allem aber steht der für die Eintragung des Doktorgrades im Paß aufgewendete Ehrgeiz und Eifer in einem auffälligen Mißverhältnis zum Informationsgehalt, den die zwei Buchstaben vor dem Namen bieten, sofern sie als „Doktor gedeutet werden. Die pauschale Andeutung einer angeblich besonderen wissenschaftlichen Leistung läßt diese Leistung nicht erkennen. Dissertanten mit trivialen Erkenntnissen in ihrer Arbeit und sogar solche mit gekauften Graden werden gesellschaftlich genauso aufgewertet wie jemand, der eine nachweislich herausragende Leistung erbracht hat. Auch das Verschweigen der Fakultät nebelt die angeblich besondere wissenschaftliche Leistung ein. Es darf sich daher kein Promovierter über die Frage wundern, stammt von ihnen die Dissertation zum Thema „Penisverletzungen bei Masturbation mit Staubsaugern"?
Ein promovierter Jurist, im Raum Münchens als Heilpraktiker „Dr. xy tätig, wurde abgemahnt, weil er den Doktorgrad im Zusammenhang mit seiner beruflichen Tätigkeit benutzt hat. Derartige irreführende Fälle gibt es häufig, sie bleiben meistens unentdeckt. Erklärung der Abkürzungen:
DR = Dänemark (Kfz-Kz) oder Deutsche Reichsbahn oder Deutsches Reich; d.R. = der Reserve; Dr. = Doktor oder Drachme oder Dragée, wobei für Doktor (Dr.) zig verschiedene Ergänzungen durch die unverständlicherweise weggelassene Fakultät möglich sind, und dr = dringend.
Siehe auch
Internationale Lachnummer: Dr. Deutschland - Deutschland mißbraucht ein Hochsicherheitsdokument (den Paß) zum Verbreiten von akademischem Weihrauch - Hü und hott mit dem neuen Paßgesetz
Leserbrief an die SZ zur Internationalen Lachnummer
Leserbrief zum Leserbrief an die SZ
Antwort auf den Leserbrief zum Leserbrief
Der Ablauf der Lachnummer:
1. Deutschland auf dem Weg in die Moderne? Fliegt der Doktor aus dem Paß?
2. Auszug aus BT-Drucksache 16/4138 vom 29. Jan. 2007
3. Eitelkeit siegt über Vernunft - Statt Verwaltungsabbau Weihrauchverbreitung
4. Deutschland auf dem Weg in die Kleinkaro-Republik - Der Doktor bleibt im Paß
5. Der letzte Akt, eine Formsache: 100. Sitzung des Bundestages
6. Auszug aus BT Protokoll der 100. Sitzung
7. Die Ignoranz der doctores ist nicht zu überbieten - Die Vernunft wurde durch akademischen Weihrauch vernebelt
8. Der Doktorgrad ist kein Bestandteil des Namens und gehört nicht in die Namenszeile eines Ausweises
9. Der Doktorgrad ist kein Identifizierungsmittel - Ein Hochsicherheitsdokument wird als Visitenkarte mißbraucht
10. Der Gleichheitsgrundsatz (Artikel 3 GG) wird verletzt
11. Die Bundesregierung fördert den Titelhandel
12. Die zwei Buchstaben "D" und "r" sagen wenig aus und deuten viel an
13. Vorurteile über Wissen, Können und Leistung werden erhalten und gefördert
14. Ein Leistungseinzelfall wird lebenslang bestätigt oder vorgetäuscht
15. Der Paß dient als Ersatztherapeut für Komplexträger
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