Der Verlauf der Reihenfolgen für "mehrfach" und "mehrmals" in der Kurzfassung sollte eigentlich ausreichend demonstrieren, daß sich die beiden Wörter grundsätzlich von einander unterscheiden. Die Sprech- und Schreibpraxis, also der Sprachgebrauch zeigt jedoch ein völlig anderes Bild. etwa 95 % der Deutschen, die Germanisten mit leichter Prozentminderung eingeschlossen, kennen den Unterschied zwischen dem (in der Regel falsch verwendeten) Wort "mehrfach" und dem (selten richtig eingesetzten) Wort "mehrmals" nicht.
Aktuelle Beispiele: "Mehrfach habe die Autoren in der Schrift ... ." SZ, Nr 57/2003, S. 14; "Mehrfach blieb sie am Fenster stehen." Spiegel, 10/2003, S. 158; "Der Zaun ist mehrfach gestrichen worden." Bild der Wissenschaft, 3/2003, S. 70; "Vermutlich lügt der Mensch mehrfach täglich." ZEIT, 3/2003, S. 23 "Die Ziele der Amerikaner haben mehrfach gewechselt." Bayerischer Rundfunk, 21.03.03
In allen Fällen handelte es sich dem Kontext nach um Handlungen, die zeitversetzt, also nacheinander stattgefunden haben. Das Wort "mehrfach" ist daher falsch.Weist man einen Autor auf den Fehler hin, bezieht er sich auf den Duden. Was darin stände, könne doch nicht falsch sein. Es ist naheliegend, daß die falsche semantische Beurteilung, erstrangig im Duden und offenbar ihr folgend in anderen Wörterbüchern, wirkungsvoll mitgeholfen hat, die Gleichschaltung der Wörter "mehrfach" und "mehrmals" im Sprachgebrauch zu fördern. Die in den Wörterbüchern ignorierte, ja sogar verneinte unterschiedliche Bedeutung vernichtet die wichtige Möglichkeit, zu differenzieren, d. h., unterschiedliche Sachverhalte angemessen zu kennzeichnen. Mit der Beseitigung des Unterschiedes der unbestimmten Zahlwörter liefert insb. der Duden einen besonders krassen Fall, wenn nicht den Höhepunkt schwammdeutscher Sinnverfälschung.
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